Logos - Theologie und Leben
"Urkraft Geist" - der Benediktiner David Steindl-Rast über das Credo (2). Gestaltung: Johannes Kaup
23. Juli 2011, 19:05
"Je weniger wir die spezifisch christliche Form des menschlichen Ur-Vertrauens, die wir im Credo bekennen, verabsolutieren und zur einzig richtigen machen, umso überzeugender werden wir sie finden." Das schreibt der Benediktinermönch David Steindl-Rast in seinem Buch "Credo - ein Glaube, der alle verbindet". Zehn Jahre lang hat Steindl-Rast, der als einer der renommiertesten spirituellen Lehrer der Gegenwart gilt, an diesem Buch gearbeitet.
Der 1926 in Wien geborene und seit 1952 in den USA lebende Benediktiner führt - wenn er nicht auf Vortragsreisen ist - ein bescheidenes Leben in einer Einsiedelei im Staat New York. Eines seiner großen Themen auf der Suche nach einer Spiritualität, die alle Kulturen verbindet, ist die Dankbarkeit. In seinem Buch "Credo" widmet er sich der ältesten Zusammenfassung des christlichen Glaubens, bestehend aus nur 77 Worten. Dieses Credo ist in seinen Augen "gerade Ausdruck dessen, was alle Menschen, die zu ihrem wahren Selbst vorstoßen, gemeinsam haben". Eine der Möglichkeiten, dieses Gemeinsame auszudrücken, ist für ihn das christliche Glaubensbekenntnis. Belege für diesen Ansatz liefern ihm nicht nur die Erfahrungen seines eigenen Lebens im interreligiösen Dialog, sondern auch die modernen Wissenschaften, einschließlich der Psychologie.
Steindl-Rast zeigt anhand der Lyrik, wie modernen Zeitgenossen Mystik erfahrbar werden könnte. Und - angesichts der Krise der religiösen Institutionen - ermutigt er dazu, in jesuanischer Tradition seinen eigenen Verstand zu gebrauchen. Steindl-Rast analysiert das Credo Wort für Wort und Satz für Satz. Erkenntnisleitend sind dabei jeweils drei Fragen, die sich durch alle Kapitel ziehen: Was heißt das eigentlich? Woher wissen wir das? Warum ist dieser Glaubenssatz so wichtig?
Motiviert ist Steindl-Rast von der Erkenntnis, dass die Sehnsucht nach Zugehörigkeit den stärksten Antrieb des Menschen bildet. Das Vertrauen darauf, dass es überhaupt so etwas gäbe wie einen gemeinsamen Seinsgrund, verbinde die Menschheit über alle Grenzen hinweg. Das Credo nennt diesen Urgrund "Vater". Zu ihm kann jeder Mensch in eine Sohn-/Tochterbeziehung treten.
In "Logos" führt Steindl-Rast glaubende und suchende Menschen an einen Glauben heran, dessen Wörter, Begriffe und Bilder heute Worthülsen geworden sind. Darüber hinaus ist seine Auslegung des Credos ein Beitrag zum Dialog der Religionen.