Radiokolleg - Die Kärntner Slowenen / Koroski Slovenci

Geschichte und Gegenwart einer Volksgruppe (1). Gestaltung: Tanja Malle

In den Medien sind die Kärntner Slowenen meist nur dann ein Thema, wenn wieder einmal über die Aufstellung von weiteren zweisprachigen Ortstafeln verhandelt wird, ansonsten ist nur wenig über sie bekannt. "Bist du denn jetzt Slowen/in oder Österreicher/in?" und "Woher kommen Deine Eltern?", sind Fragen, mit denen die Volksgruppenmitglieder oft konfrontiert werden, wenn sie auf die deutschsprachige Mehrheitsbevölkerung treffen - egal ob in Kärnten oder in den übrigen österreichischen Bundesländern.

In gängigen Schulbüchern werden die Kärntner Slowenen nur am Rande erwähnt. Am Rand von Österreich, in drei Tälern Südkärntens - dem Gailtal, dem Rosental und dem Jauntal - leben sie auch. Ob besagtes Gebiet Österreich zufallen sollte, war im 20. Jahrhundert gleich zweimal heftig umstritten: Nach dem 1. Weltkrieg ließ man die Bevölkerung darüber entscheiden - eine knappe Mehrheit stimmte bei der Volksabstimmung im Jahr 1920 für Österreich. Danach sah sich die Volksgruppe einem starken Germanisierungsdruck ausgesetzt - die Zahl ihrer Mitglieder verringerte sich drastisch.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhob Jugoslawien unter der Führung von Josip Broz Tito Ansprüche auf das Gebiet - zuvor hatte man es mit kräftiger Unterstützung aus den Reihen der Kärntner Slowenen von den Nationalsozialisten befreit. Diese hatten 1942 begonnen, Kärntner slowenische Familien zu deportieren, zu vertreiben und zu enteignen, woraufhin auch in den Reihen der Volksgruppe der bewaffnete Widerstand erwachte. Titos Jugoslawien ging leer aus, den Kärntner Slowenen wurde im Staatsvertrag fortan die Wahrung ihrer Rechte zugesichert, die - wie jüngst Bundespräsident Heinz Fischer anmerkte - noch immer nicht vollständig umgesetzt sind.

Das Radiokolleg begibt sich auf vier Exkursionen durch das seit Jahrhunderten zweisprachige Gebiet Kärntens - das findige österreichische Kabarettisten neuerdings gerne als Nordslowenien bezeichnen. Besucht werden Schauplätze der wechselhaften Kärntner slowenischen Geschichte, Künstlerinnen und Künstler aus den Reihen der Volksgruppe sowie Orte und Gemeinden, an denen aktuelle Probleme der Kärntner Slowenen ablesbar sind - allen voran das Sprachensterben.

Gestaltung: Tanja Malle

Service

Moritsch A. (Hg.) Die Kärntner Slowenen 1900 - 2000. Bilanz des 20. Jahrhunderts. Hermagoras / Mohorjeva, Klagenfurt /Celovec - Ljubljana - Wien, 2000.
Sima, V.: "Der 10. Oktober 1980 - ein Fest der - Versöhnung - und der - Begegnung in Kärnten - Thesen zur offiziellen Politik um die Organisierung der Feierlichkeiten zum 60. Jubiläum der Kärntner Volksabstimmung." In: Kein einig Volk von Brüdern. Studien zum Mehrheiten-/Minderheitenproblem am Beispiel Kärntens. Hg.: Arbeitsgemeinschaft Volksgruppenfrage an der Universität Klagenfurt, Wien 1982, S. 259-300.
Sima, V.: "Die Kärntner Slowenen unter nationalsozialistischer Herrschaft. Vom Anschluß zur Aussiedlung. In: NS-Herrschaft in Österreich 1938-1945. Hg.: Emmerich Tálos, Ernst Hanisch u. Wolfgang Neugebauer, Wien 1988, S. 361-379. // Narodu in drzavi sovrazni -Volks- und staatsfeindlich. Pregon koroskih Slovencev 1942 / Die Vertreibung von Kärntner Slowenen 1942. Klagenfurt/Celovec 1992. Red.: Avgustin Malle u. Valentin Sima.

Bahovec, T.: "Eliten und Nationwerdung. Die Rolle der Eliten bei der Nationalisierung der Kärntner Slovenen/Elite in narodovanje. Vloga elit pri narodovanju koroskih Slovencev" (Unbegrenzte Geschichte/Zgodovina brez meja 10, Klagenfurt /Celovec - Ljubljana/Laibach - Wien/Dunaj 2003). 410 Seiten

Bahovec, T.: Die Kärntner Slowenen im Spiegel der Presse Sloweniens 1918-1989. In: Werner Drobesch, Augustin Malle (Hgg.), Nationale Frage und Öffentlichkeit (= Kärnten und die nationale Frage, Bd. 2, hg. Stefan Karner, Klagenfurt 2005) 513-542.

Ulfried Burz, Heinz-Dieter Pohl (Hgg.), "Politische Festtagskultur - Einheit ohne Einigkeit?" (= Kärnten und die nationale Frage, Bd. 3, hg. Stefan Karner, Klagenfurt 2005) 73-128.
Pohl H.-D: "Kärnten - deutsche und slowenische Namen. Koroska - slovenska in nemska imena." Wien: Praesens, 2000 (Österreichische Namenforschung 28, H. 2-3), 148 S.
Pohl H.-D.: "Der Kärntner Ortstafelkonflikt zwischen Sprachwissenschaft und Politik." In: N. Eller, St. Hackl, M. L'upták (Hrsg.): Namen und ihr Konfliktpotential im europäischen Kontext. Regensburger Symposium, 11.-13.4.2007. Regensburg: edition vulpes e. K, 2008, S. 77-92.

Pohl H.-D.: "Toponyme in gemischtsprachigen Gebieten als verbindendes Element und gemeinsames Kulturgut." In: A. Brendler, S. Brendler (Hrsg.): Namenforschung morgen: Ideen, Perspektiven, Visionen. Hamburg: Baar, 2005, S. 153-160.
Wakounig V.: "Der heimliche Lehrplan der Minderheitenbildung. Die zweisprachige Schule in Kärnten 1945-2007." Klagenfurt: Drava Verlag, 2008, 379 S.
Wakounig V.: "Manjsinsko solstvo v zrcalu ob?inskega prebivalstva. Argumenti za in proti prijavam k dvojezi?nemu pouku." In: A. Necak-Lük, B. Jesih, V. Wakounig (Hrsg.): Medetni?ni odnosi in narodna identiteta v ob?ini Zelezna Kapla. Ljubljana: INV, 2002, S. 77-104.

Sendereihe