Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Das Vermächtnis der Ahnen. Wie Erfahrungen der Sklaverei über Generationen fortwirken. Eine Sendung von Gabriele Anderl

Lange Zeit wurde die Geschichte des transkontinentalen Sklavenhandels wie auch die der innerafrikanischen Sklaverei vor allem als wirtschaftsgeschichtliches Thema abgehandelt. Neuere wissenschaftliche Ansätze stellen das Phänomen in den Kontext der Gender-, Migrations- und Gedächtnisforschung. Dabei wird der Frage nachgegangen, in welcher Form die Erfahrungen von Kolonialismus, Unterdrückung und Gewalt, aber auch von Widerstand und Flucht in der individuellen und kollektiven Erinnerung über Generationen fortwirken und welche Zusammenhänge sich mit Prozessen der Marginalisierung und Stigmatisierung in der Gegenwart herstellen lassen.

Am Beispiel Kubas lässt sich zeigen, dass die Bevölkerung, trotz einer Vielzahl lokaler Publikationen zum Thema Sklaverei, die emotionale Komponente weitgehend aus dem Bewusstsein verdrängt hat. Doch ungeachtet dieser kollektiven Amnesie lebt das Wissen um die Traumata von Sklaverei und Zwangsarbeit auf der Plantage in den rituellen Praktiken und dramatischen Inszenierungen der afroamerikanischen Religionen - im Tanz, in Liedern, in der Trance und in rituellen Interaktionen mit Objekten - fort.

Sendereihe