Dimensionen - Die Welt der Wissenschaft

"Wannst net brav bist, kommst ins Heim ..." Gewalt und Missbrauch in staatlichen Erziehungsheimen. Gestaltung: Maria Mayer

Nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen in kirchlichen Institutionen mehren sich jetzt auch Vorwürfe gegenüber - inzwischen meist aufgelassenen - staatlichen Erziehungsheimen. Die Vorfälle von brutaler Gewalt und von sadistischen Demütigungen liegen oft viele Jahrzehnte zurück, aber jetzt sprechen einige ehemalige Zöglinge, die eine leidvolle Heim-Odyssee voll psychischer und körperlicher Gewalt hinter sich haben, öffentlich darüber. Heimkinder wurden oft bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen, mussten Erbrochenes aufessen, wurden in "Besinnungskammerln" gesperrt, krasse Auswüchse der damals praktizierten "Schwarzen Pädagogik", bei der Züchtigung zum Erziehungsstil gehörte.

An Akten und Unterlagen ist sehr schwer heranzukommen. Den Auftakt zur öffentlichen Debatte über die Zustände in staatlichen Heimen in Österreich nach 1945 machte der Linzer Sozialhistoriker Michael John im Jahr 2006 mit einer Ausstellung über das Heim Linz-Wegscheid, das als "hartes" Heim für verhaltensauffällige Jugendliche galt (Titel der Ausstellung " Wannst net brav bist, kommst ins Heim ..."). Jetzt entstehen in einigen österreichischen Bundesländern Anlaufstellen für die Betroffenen. In Tirol wurden Entschädigungszahlungen in Aussicht gestellt.

Wie kam es zu den Missständen, was war die Rolle der Fürsorge? Unter welchen Langzeitfolgen leiden die Betroffenen und wie kann ihnen jetzt im Alter geholfen werden? Welche Widerstände gibt es? Wie wird vorgebeugt, damit Ähnliches nicht mehr passiert? Die "Dimensionen" befragten Betroffene, Psychologen, Historiker, Juristen und Politikwissenschafter.

Mit: Franz Josef Stangl, ehemaliges Heimkind; Gerhardrd Melinz, Sozialhistoriker, Wien; Michael John, Sozialhistoriker, Linz; Karoline Verena Greimel, Psychologin, Salzburg; Brigitte Forster-Ascher, Opferanwältin, Salzburg; Leonhard Thun-Hohenstein, Kinderpsychiater, Salzburg; Thomas Bauer, Kommunikationswissenschaftler und ehemaliges Heimkind, Wien;
Jenö Alpár Molnár, ehemaliges Heimkind, Trier.

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