Europa-Journal

Irland - Lettland: mit Scheinehen zum Aufenthaltsrecht (Matthias Kolb) Europa: eine Stimme für die Roma (Urs Bruderer) Spanien: Vorzeigeland bei der Roma-Integration? (Josef Manola) * Türkei: Umsiedlung am Tigris (Susanne Güsten)

Irland - Lettland: mit Scheinehen zum Aufenthaltsrecht
Kaum ein anderer Staat in Europa ist von der Finanzkrise so hart getroffen worden wie Lettland: Die Wirtschaftsleistung ist 2009 um zwanzig Prozent eingebrochen, die Arbeitslosigkeit nahm stark zu. Seither schlagen sich viele der 2,4 Millionen Letten mit mehreren Jobs durch oder suchen im Ausland nach Jobs. Für immer mehr junge Frauen klingen Angebote aus Irland verlockend: Wer auf die grüne Insel fliegt, um dort zum Schein einen Pakistaner oder Inder zu heiraten, kann mehrere tausend Euro verdienen. Die Männer aus Asien wollen so eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen, um in Irland bleiben zu können. Den Kriminellen hilft dabei eine Lücke im EU-Recht sowie die Passivität der Behörden in Irland - darunter leiden die Frauen aus Osteuropa, die immer öfter zur Heirat gezwungen werden (Matthias Kolb).

Europa: eine Stimme für die Roma
Sie ist die einzige Roma-Abgeordnete im EU-Parlament und zur Zeit eine gefragte Frau: Livia Jaroka. Seit den Massen-Abschiebungen von Roma durch die französische Regierung interessieren sich die Medien wieder vermehrt für die osteuropäische Volksgruppe. Und die Roma-Politik der EU soll bis Ende Jahr neu gefasst werden. Urs Bruderer hat mit Livia Jaroka über ihre Arbeit und ihren Kampf für mehr Selbstbewusstsein der Roma gesprochen.

Spanien: Vorzeigeland bei der Roma-Integration?
Rund 700.000 Roma leben in Spanien. Die Gitanos, wie sie sich selbst bezeichnen, sind nach Jahrzehnten der Diskriminierung auf dem Weg zur Integration. Die bekanntesten Gitanos haben als Flamenco-Sänger oder Tänzer Starruhm erlangt. In der Mehrzahl haben Gitanos einen festen Wohnort, sie leben von Entrümpelungen und dem Recycling alter Haushaltsgeräte. Mit der Zuwanderung von geschätzten 50.000 Roma, die in den letzten Jahren aus Osteuropa zugewandert sind und zumeist in Zelten oder Hütten wohnen, stellt sich die Frage des Zusammenlebens mit den Gitanos neu (Josef Manola).

Türkei: Umsiedlung am Tigris
Knapp eineinhalb Jahre ist es her, dass die Regierungen von Österreich, Deutschland und der Schweiz ihre Kreditbürgschaften für den Ilisu-Staudamm in Südostanatolien zurückzogen. Die Türkei nehme beim Bau des Damms nicht genug Rücksicht auf Menschen, Kultur und Natur, begründeten sie ihren Rückzug. Inzwischen wird längst wieder gebaut im Ilisu-Tal am Tigris. Für die europäischen Kreditgarantien sind türkische Privatbanken eingesprungen, der österreichische Anlagenbauer Andritz Hydro blieb auch unter den neuen Vorzeichen bei der Sache, die Aufträge der deutschen und Schweizer Firmen übernahmen türkische Unternehmen. Die Türkei will den Staudamm nun alleine bauen - und sie will zeigen, dass sie dabei auch ohne europäische Aufsicht höchste Standards beim Schutz von Mensch und Umwelt einhalten kann, etwa bei der Umsiedlung der Menschen im Flutungsgebiet. An diesem Sonntag will Ministerpräsident Erdogan persönlich die Schlüssel zu der ersten neuen Siedlung übergeben (Susanne Güsten).

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