"Spurlos vorhanden"

Einige Nachträge zum Bildnis des Dichters Joseph Roth. Eine Sendung von Roland Knie

Joseph Roth, dessen zu seinem 70. Todestag im vergangenen Jahr ausführlich gedacht wurde, ist, trotz überall erhältlichen Ausgaben seiner großen Romane und einer vorbildlichen Werkausgabe, immer noch vor allem als monarchistischer Nostalgiker präsent - nicht zuletzt durch die eindrücklichen Verfilmungen von Titeln wie "Radetzkymarsch" und "Kapuzinergruft".

Dass dieser Joseph Roth aus tiefinnerster Verstörung zum Großmeister des Widerspruchs wurde, ein ständig sich selbst nachjagender, die eigenen Existenzspuren souverän verwischender, zuweilen atemberaubender Jongleur seiner selbst von messerscharfer Intelligenz war - dazu ein klarsichtiger Analytiker und politischer Geist -, das lässt sich, unter anderem, an seinem brillanten journalistischen Oeuvre ablesen, das etwa die Hälfte seines Gesamtwerks ausmacht, aber erst relativ spät zugänglich wurde und so das konservative Joseph-Roth-Klischee kaum mehr beeinflussen konnte.

"Das bin ich wirklich", kritzelte er im November 1938, ein halbes Jahr vor seinem Tod, unter eine französische Zeitungskarikatur des Dichters mit Schnapsglas und Zigarette, "böse, besoffen, aber gescheit."

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