"120 alt, davon 75 tot"

Am Ende des Kurt-Tucholsky-Jahres: ein Rückblick auf den Journalisten, Kritiker, Dichter und großen
Moralisten Kurt Tucholsky. Eine Sendung von Roland Knie (Teilwiedergabe einer Tucholsky-Lesung vom 11. Oktober im RadioKulturhaus)

Kurt Tucholsky, lebensfroher Berliner, zeitweise Wahlpariser, Doctor Iuris, Schriftsteller, schied Ende Dezember des Jahres 1935 durch eine Überdosis Schlafmittel aus dem Leben - in seinem Exil in Südschweden, das er ursprünglich, 1930, noch aus freien Stücken (oder, besser gesagt: aus ausschließlich persönlichem Leiden an Deutschland) gewählt hatte, ganz in der Nähe von Schloss Gripsholm, das heute noch von seinem literarischen Ruhm durch Tucholsky zehrt.

Der manische Schreiber Kurt Tucholsky hatte in den letzten drei Jahren seines Lebens zwar noch geschrieben (die "Q-Bücher"), aber nichts mehr veröffentlicht. Er hatte schon Mitte der zwanziger Jahre, als sich die Nationalsozialisten formierten, alles vorausgewusst. Das dennoch umfangreiche Oeuvre seiner fünfundzwanzig Schriftstellerjahre hat an Frische nichts eingebüßt - und an politischer Aktualität bestürzend wenig.

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