Dimensionen - Magazin

Die wissenschaftlichen Nobelpreisarbeiten 2010.
Redaktion und Moderation: Franz Tomandl

Der Nobelpreis für Medizin
1978 gelang dem britischen Biologen Robert Edwards gemeinsam mit dem Gynäkologen Patrick Steptoe die sogenannte in-vitro-Fertilisation, kurz IVF. Seitdem entstammen weltweit mehr als vier Millionen Menschen dieser Methode. Vor allem die Präimplantationsdiagnostik, die Möglichkeit der Selektion der gesündesten Embryonen, bringt die Reproduktionsmedizin allerdings immer wieder in den Brennpunkt ethischer Diskussionen. Da die IVF, vor allem aus den Reihen der katholischen Kirche, stets heftig kritisiert wurde, verstrichen mehr als drei Jahrzehnte, ehe das Nobelpreis-Komitee den mittlerweile 85-jährigen Forscher Edwards für seine bahnbrechende Arbeit auszeichnete. Dem bereits 1988 verstorbenen Mediziner Steptoe konnte posthum kein Nobelpreis zuerkannt werden. Mit Stefan Szalay, Klinikum Klagenfurt. Autor: Ronny Tekal-Teutscher.

Der Nobelpreis für Physik
Den Physiknobelpreis erhielten heuer zwei in Russland geborene Physiker, der heute niederländische Staatsbürger Andre Geim und der zum Briten gewordene Konstantin Nowoselow, die beide an der Universität Manchester arbeiten (Geim als Direktor des Zentrums für Mesowissenschaft und Nanotechnologie). Die Auszeichnung wurden ihnen für die bahnbrechenden, das zweidimensionale Material Graphen betreffenden Experimente übergeben, einem "Wunderstoff", der als Hoffnungsträger in der Elektronik gilt, wo er einmal Silizium ablösen könnte. Mit Florian Libisch, Theroetischer Physiker, Technische Universität Wien. Autor: Armin Stadler.

Der Nobelpreis für Chemie
Den Nobelpreis für Chemie haben heuer drei Wissenschaftler erhalten: Der Amerikaner Richard Heck von der Universität Kalifornien in Los Angeles, der Japaner Ei-ichi Negishi von der Universität Pennsylvania in Philadelphia und der Japaner Akira Suzuki von der Universität Hokkaido in Sapporo. Sie haben in den 1960er und 70er-Jahren die Methode der Kreuzkupplungschemie entwickelt. Bei ihr lassen sich durch die Hilfe von Metallionen Kohlenstoffatome leichter aneinander binden. Durch diese Technik können nicht nur natürliche komplexe organische Moleküle im Labor nachgebaut und verändert werden, es können auch neue Moleküle konstruiert werden. Heute wird das Verfahren in vielen Bereichen industriell eingesetzt. Dadurch entstehen zum Beispiel Krebsmedikamente oder Substanzen, die in besonders flachen Bildschirmen eingesetzt werden. Mit Marko Mihovilovic, Institut für Angewandte Synthesechemie, Technische Universität Wien. Autor: Mark Hammer.

Der Preis der Schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften
Zwei US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler und ein zypriotisch-britischer Ökonom erhielten heuer diesen Preis, der im Gedenken an Alfred Nobel gestiftet wurde: Peter Diamond vom Massachusetts Institute of Technology, Dale Mortensen von der North Western University in Evanston bei Chicago und Christopher Pissarides von der London School of Economics. Sie erhalten den Preis für ihre Analyse von Märkten mit Friktion. Das betrifft Fragen wie: Warum können gleichzeitig Arbeitslosigkeit und offene Stellenangebote auftreten? Warum finden Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt nicht immer zueinander? Und was beeinflusst Suchprozesse auf dem Arbeitsmarkt? Damit haben die drei Forscher das theoretische Fundament für die Erklärung sogenannter "Suchmärkte", wie dem Arbeitsmarkt, formuliert. Mit Monika Gehrig-Merz, Angewandte Ökonomie im Bereich der Makroökonomie; Universität Wien. Autorin: Marlene Nowotny.

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