Radiokolleg - Vom Unbewussten und Bewussten
Ihr Gehirn weiß mehr, als Sie denken (3). Gestaltung: Anja Petersen
15. Dezember 2010, 09:05
Es wiegt nur knapp ein Kilogramm und vollbringt tagtäglich Spitzenleistungen: In unserem Gehirn findet sich alles, was wir wissen. Jede Bewegung wird von ihm gelernt und gesteuert. Ob wir eine Sprache lernen, spazieren gehen oder uns mit Freunden unterhalten - nichts funktioniert ohne unser Denkorgan.
In den vergangenen Jahrzehnten hat die Forschung verblüffende Erkenntnisse über unser Gehirn gewonnen. So wird unser Handeln im Alltag weitaus stärker vom Unbewussten geprägt, als wir glauben. Unser "kulturelles Bewusstsein", damit verbunden unsere Weltanschauung, wird schon in früher Kindheit durch unbewusste Einflüsse geprägt. Bestimmte Verhaltensweisen und Gesten werden entsprechend verschieden interpretiert. Ein aufwärtsgerichteter Daumen bedeutet in Europa, den USA und Amerika "alles in Ordnung", während es in einigen islamischen Ländern als unanständiges Zeichen gilt.
Was bedeuten solche Erkenntnisse für unser Leben? Ob beispielsweise eine Depression überhaupt als Krankheit gesehen wird, hängt davon ab, in welcher Kultur man aufgewachsen ist. Bestimmte Ängste - wie die Spinnenphobie - werden durch Erziehung an Kinder weitergegeben. Solche Interpretationen unserer Umwelt können sich im Laufe der Zeit verändern. Denn unser Gehirn ist zwar ein Produkt der Natur, aber auch ein Spiegelbild unserer Kultur.
Service
Peter Walla, Peter Dal-Bianco, "Verrückt, was Ihr Gehirn alles kann: Selbst, wenn es versagt", Galila-Verlag, 2010
Michael Madeja, "Das kleine Buch vom Gehirn: Reiseführer in ein unbekanntes Land", Verlag C.H.Beck, 2010
Rita Carter, "Das Gehirn: Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störungen", Dorling Kindersley Verlag, 2010
Ernst Pöppel, "Der Rahmen: Ein Blick des Gehirns auf unserer Ich", Deutscher Taschenbuch Verlag, 2010
Georg Northoff, "Die Fahndung nach dem Ich: Eine neurophilosophische Kriminalgeschichte", Irisiana-Verlag, 2009