Radiokolleg - Ragas, Bansuris und Gurukuls

3. Februar 2011, 09:45

Als der berühmte indische Sitarspieler Ravi Shankar 1971 in New York auf die Bühne kam und seinem Instrument die ersten Töne entlockte, tobte das Publikum. Darauf der Meister: "Wenn ihr schon das Stimmen der Instrumente so toll findet, dann schaut mal, was jetzt passiert ..."

Tatsächlich hat die klassische indische Musik mit ihren melodischen Ragas wenig mit dem zu tun, was westliche Ohren so gewöhnt sind. Und trotzdem zieht diese Musik immer mehr "Westler" in ihren Bann. Zum Beispiel Rina Chandra alias Renate Stroganov. Vor vielen Jahren lief ihr ganz zufällig im nordindischen Varanasi ein Flötenverkäufer über den Weg. Mittlerweile hat die Niederösterreicherin ihr Leben der indischen Bambusflöte Bansuri gewidmet und pendelt zwischen den Kulturen hin und her. Den Großteil des Jahres verbringt sie in Mumbai, um in der Schule (Gurukul) ihres Großmeisters Hariprasad Chaurasia zu lernen. Und sie ist nicht die einzige.

Zahlreiche "Westler" pilgern Jahr für Jahr nach Indien, um bei ihren musikalischen Gurus Instrumente wie Sitar, Tabla oder Sarod zu studieren. Sie üben acht Stunden täglich, trainieren, stundenlang im Schneidersitz zu verharren und passen sich an die komplizierten Regeln der indischen Gesellschaft an. Manche bringen ihr Wissen dann zurück in den Westen, wie der Amerikaner Ken Zuckerman, der in Basel das Ali Akbar Khan College leitet, eine der wichtigsten Ausbildungsstätten für klassische indische Musik in Europa.

Bereits die Beatles meditierten in einem Ashram im nordindischen Pilgerort Rishikesh, George Harrison lernte Sitar bei Großmeister Ravi Shankar. Viele westliche Musiker ließen sich in den 1960ern und 70ern von der indischen Kultur beeinflussen und kreierten den sogenannten "Raga-Rock", der in den 1990ern sein Revival in Großbritannien erlebte.

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