Logos - Theologie und Leben
"Der Gottesdienst ein Spektakel?" Liturgie im Eventzeitalter. Gestaltung: Paul Lohberger
19. Februar 2011, 19:05
Ein Einkaufszentrum mit seiner Architektur und der saisonalen Dekoration, ein kleiner Reklamefilm neben einer Nachrichtenseite im Internet, jede größere Veranstaltung: Ständig sind wir mit den verschiedensten Inszenierungen konfrontiert, kleinen und großen, mehr oder weniger ausgefeilten.
Angesichts dieses andauernden Spektakels sprechen Kulturtheoretikerinnen und Kulturtheoretiker von "Erlebnisgesellschaft" und "Eventkultur". Sie meinen den Gegensatz zu früheren Epochen, als eine größere Inszenierung einen Anlass verlangte. Als solche Anlässe waren der religiöse Ritus und das Theater lange Zeit ohne Konkurrenz, im Eventzeitalter sehen sich nun beide gefordert. Besonders dringend scheint die Frage für die großen christlichen Kirchen: Wie kann die Liturgie auf die neuen Verhältnisse reagieren - und: Soll sie das überhaupt?
Hannes Benedetto Pircher vergleicht in einem über 1.000 Seiten starken Werk die Konzepte von Theater und Liturgie. Darüber hinaus stellt "Theater des Ritus" Bezüge her zu aktuellen Inszenierungsformen wie Events und Hollywoodfilmen. Mit einer Vergangenheit als Jesuit und einer Schauspiel-Ausbildung steht Pircher zwischen weltlichem und geistlichem Schauspiel und liefert Impulse für weitere einschlägige Fragen: Soll sich die Liturgie zum Event wenden? Wie viel rituelle Substanz steckt noch in den Spektakeln der Eventkultur? Oder sind das alles nur "neue Namen für die alte Zeremonie"? Und: Was wurde aus der guten alten Party?
Service
Buch, Hannes Benedetto Pircher, Das Theater des Ritus - De arte liturgica, Edition Splitter
Buch, Christian Mikunda, Der verbotene Ort oder Die inszenierte Verführung, Econ Verlag