Da capo: Hörbilder

Die Herrinnen. Szenen einer Zweckgemeinschaft. Von Eva Roither

Sie duzen sich nicht. Obwohl sie seit dreißig Jahren zusammen leben: die Herrin von Schloss Lengenfeld und ihre Wirtschafterin.

Christa Hauer-Fruhmann, Jahrgang 1925, ist österreichische Malerin, hat in den 1960er Jahren die Galerie im Griechenbeisl mitbegründet und später mit großem Engagement vor allem Künstlerinnen gefördert. Maria Moser, Jahrgang 1920, hat vornehmlich auf Bauernhöfen, in Fabriken, in Krankenhäusern und in Gastwirtschaften gearbeitet.

In den 1980er Jahren begegnen sich die beiden Frauen zum ersten Mal. Christa Hauer-Fruhmann lebt im Schloss Lengenfeld in der Nähe von Krems. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Maler Johann Fruhmann, hat sie das Renaissanceschlösschen revitalisiert, dort Ausstellungen initiiert und legendäre Künstlerfeste gefeiert. Auch der Vater der Künstlerin lebt in dieser Zeit im Schloss: Leopold Hauer. Er ist ebenfalls Maler, bekannt und berühmt geworden durch seine Landschafts- und Naturstudien.

Als der Vater krank wird, sucht Christa Hauer-Fruhmann eine Pflegerin für ihn. Maria Moser nimmt die Stelle an. "Sie kam, sah und siegte", sagt Christa Hauer heute. Als beide Männer Mitte der 1980er Jahre sterben, kündigt Maria Moser nicht. Sie bleibt. Kümmert sich um die Angelegenheiten des Schlosses, um Esel, Hühner, Gänse und Pfaue, die im Garten wandeln, und zunehmend um den Alltag von Frau Hauer-Fruhmann. Sie wird unverzichtbar.

Doch das Zusammenleben der beiden willensstarken Frauen ist nicht immer einfach. Nicht selten hallen handfeste Flüche durch das 400 Jahre alte Schloss. "Wir sind voneinander abhängig", sagt Christa Hauer. "Das weiß sie wie ich. Wir leben schon seit dreißig Jahren zusammen und wenige Ehen halten so lange. Wenn mich Freunde fragen, was machst du, wenn Frau Moser nicht mehr kann? Dann sag ich: nicht dran denken."

Service

"Die Sammlung Hauer-Fruhmann im Schloss Lengenfeld und im Griechenbeisl", Kunstband, Kunsthalle Krems, 1996

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