Mit Sprache unterwegs - literarische Reportagen nach Joseph Roth

"Tod in Krakau". Von Radek Knapp. Es liest Detlev Eckstein

Ein Mann, er wurde 1964 in Warschau geboren und kam als 12-Jähriger nach Wien, begibt sich auf eine Reise nach Krakau. Er will einen alten Freund besuchen. Oder genauer: dessen Grab. Denn Staszek, der Freund aus Kindertagen, stürzte vom dritthöchsten polnischen Berg. "Und zwar so gründlich, dass man ihn erst in ein paar Tausend Jahren finden wird. Es blieben von ihm nur ein Rucksack und ein halber Müsliriegel übrig. Man hatte im Sarg seinen Rucksack begraben und ein Foto von ihm. Er lag in einem symbolischen Grab, wie mir seine Eltern per Telefon erklärt hatten."

Schon auf dem Weg nach Krakau erlebt unser Autor allerlei. Kaum im Hotel angekommen erfährt er, dass der polnische Präsident Lech Kaczinski mit dem Flugzeug abgestürzt war und in Krakau beigesetzt werden sollte. Der Besucher flaniert durch die Stadt und vergleicht das Polen seiner Kindheit mit der Gegenwart. "Das größte Massaker", schreibt er, "war unter den Kaffeehäusern angerichtet worden."

Mit scharfem Blick und spitzer Feder berichtet Radek Knapp über eine alte Stadt, eine neue Zeit, eine verblichene Freundschaft und die langen Schatten des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau.

Service

Manfred Müller (Hsg.), Kurt Neumann (Hsg.): Mit Sprache unterwegs (Buch Edition Atelier)

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Gestaltung