Radiokolleg - Falsch, aber schön

25. August 2011, 09:45

"Ich kann nicht!"
"Ich singe falsch!"
Ich kann nicht, und singe doch ...

Viele würden gerne, und trauen sich nicht: Denn die Stimme vermittelt den tiefsten Ausdruck des Inneren, Singen hat den Charakter einer Selbstoffenbarung. "SingSang" - markante Beispiele für das stimmliche Unvermögen und die produktive Überwindung dieses Mangels gibt es viele: Ringo Starr, Joe Cocker, Tom Waits, John Wayne, Sean Connery, Rod McKuen, Anthony Quinn, Lee Marvin - vor allem Männer singen, raunen, grölen und stöhnen ungeniert in allen Tonlagen.

Doch was ist "richtig" und was "falsch", wie wird "schön" gesungen? Schon allein die Angst vor unpassenden Tönen schnürt vielen den Hals und raubt den Atem.

Im Beatles-Klassiker "With A Little Help From My Friends" bestimmt die Phobie vor falschen Tönen den Liedanfang - wenn es heißt:

"What would you think if I sang out of tune" (... Was würdet ihr tun, wenn ich aus der Melodie falle? Würdet ihr aufstehen und ganz einfach gehen? Leiht mir eure Ohren und ich werde euch ein Lied singen, und mich bemühen, nicht falsch zu singen.)

Es ist der Charme des Nichtperfekten und Dilettantischen, der Künstler wie Beatles-Senior Ringo oder Screamin' Jay Hawkins als Sänger exzentrisch erscheinen lässt. Denn nicht nur Richard Starkey, der immer mehr als ein Beat-Trommler, vielmehr ein Singer/Songwriter sein wollte, lieferte den Beweis, dass alle, die sich nur trauen, auch irgendwie singen können.

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