Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

1. Wie Muscheln mit minimaler Kraft maximale Muskelspannung halten
2. Blutgefäße aus dem Drucker
3. Pilzenzyme spalten Kunststoffe
4. Sensible Sammlungen aus den anthropologischen Depots
Redaktion und Moderation: Franz Tomandl

Die stärksten Muskeln unter allen Tieren haben unangefochten seit Jahrmillionen die Muscheln. Verblüffend ist, dass diese Muskeln kaum Energie benötigen, wenn sie die Muschelschalen mit unglaublicher Kraft geschlossen halten. Sie verharren quasi in einem Energiesparmodus. Wie sie das machen, war in der Wissenschaft lange Zeit ein Rätsel. Vor 50 Jahren glaubte man die Lösung gefunden zu haben. Jetzt wurde an der Universität Salzburg festgestellt, dass die seither gültige Lehrmeinung falsch ist. Die neuen Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung sind für die gesamte Muskelforschung wichtig, denn energiesparende Haltezustände treten - in geringerer Ausprägung - auch in den Muskeln unserer Blutgefäße auf. Mit Stefan Galler, Zellbiologe und Muskelforscher, Univ. Salzburg; Autorin: Maria Mayer.

Wenn man sich in den Finger schneidet, fließt sofort erstaunlich viel Blut, ohne dass man genau sieht, wo es herkommt, weil die Blutgefäße äußerst fein sind. Künstliche Haut, an der man z.B. Kosmetika testen könnte, gibt es bereits, allerdings noch nicht im industriellen Maßstab und als Testverfahren zugelassen. Der Haken dabei ist auch, dass sie ohne die Versorgung durch Blutgefäße relativ rasch altert und unbrauchbar wird. Deshalb haben jetzt Forscher am Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik künstliche Blutgefäße entwickelt. Mit Petra Kluger und Achim Weber, Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik, Stuttgart. Autor: Cajo Kutzbach.

Plastikmüll, der sich beim Schwimmen im Meer um die Beine schlingt und den Meerestieren das Leben zur Qual macht oder leere Softdrinkflaschen, die mitten in schönster Natur herumliegen - wer kennt sie nicht, diese Schreckensbilder der Umweltverschmutzung, die auch gern als Symbol für unsere Wegwerfgesellschaft eingesetzt werden. Trotz vieler Fortschritte, wie Mülltrennung und Kunststoffverbrennung oder -zermahlung, ist die lange Haltbarkeit von Plastik ein Problem, das vor allem unseren nachfolgenden Generationen noch zu schaffen machen könnte. Vielleicht gibt es für dieses Problem aber schon bald eine Lösung: Am österreichischen Zentrum für industrielle Biotechnologie in Graz haben Wissenschaftler eine Methode entwickelt, um Kunststoff einfach aufzulösen. Das besondere daran: Nicht aufwendige chemische Verbindungen sind das Zaubermittel - sondern in der Natur vorkommende Pilz-Enzyme. Mit Enrique Herrero, Georg Gübitz, ACIB - Austrian Center of Industrial Biotechnology. Autorin: Sylvia Sammer.

Als "Sensible Objekte" in musealen Sammlungen werden seit den 1980er Jahren "menschliche Überreste" und "Gegenstände von religiöser Bedeutung" definiert. Wobei es weniger die Gegenstände selbst sind, die als sensibel gelten, sondern viel mehr ihre die Umstände ihrer Beschaffung und der heutige Umgang damit. Der Großteil der Objekte, die in zahlreichen Depots naturwissenschaftlicher Museen und Universitätsinstitute lagern, stammt aus dem 18 und 19 Jahrhundert - aus einer Zeit, in der die westlichen Wissenschaften das Aussterben der so genannten Naturvölker befürchteten. Um das festzuhalten, wovon man glaubte, dass man es bald verlieren wird, sammelte man auf Forschungsreisen sowohl Knochen, Schädel und Haarproben, als auch Objekte der materiellen Kultur. Ein soeben erschienener Sammelband widmet sich ausgewählten Depots im deutschsprachigen Raum, in denen derlei Bestände heute lagern, berichtet Tanja Malle. Mit Margit Berner, Kuratorin der Sammlung an der Anthropologischen Abteilung des Naturwissenschaftlichen Museums Wien, Britta Lange, Institut für Kulturwissenschaft, Humboldt Universität zu Berlin. Autorin: Tanja Malle

Buchtipp: "Sensible Sammlungen. Aus dem anthropologischen Depot" von Margit Berner, Anette Hoffmann und Britta Lange, Philo Fine Arts Verlag (Reihe Fundus)

Sendereihe