Salzburger Nachtstudio
"Die Jagd nach dem Glück. Perspektiven und Grenzen guten Lebens". Bericht über das 15. Philosophicum Lech. Von Elisabeth J. Nöstlinger
28. September 2011, 21:00
Glück, das ist ein Vogerl, sagen manche. Es kommt unerwartet und fliegt schnell wieder weiter. Hirnforscher konstatieren, Glück sei ein Lernprogramm. Nur dann, wenn wir Neues erfahren, könnten wir glücklich sein.
Was aber ist Glück wirklich, fragt der Philosoph Konrad Paul Liessmann seine Referenten beim diesjährigen Philosophicum Lech. Macht Geld glücklich? Sex, Arbeit oder Müßiggang? Was bedeutet es, wenn man im Leben einfach kein Glück hat? In säkularen Gesellschaften, so Konrad Paul Liessmann im Einladungstext, in denen Menschen ihr Leben selbst bestimmen müssen, rangiert das Glück in der Skala der Lebensziele ganz oben. Seit der Antike wird nachgedacht, wie dieses höchste Gut erkennbar und lebbar ist. Die Frage, was ein "gutes", gelingendes Leben ausmacht, durchzieht die philosophischen, religiösen und gesellschaftlichen Diskurse des Abendlandes seit jeher. Kein Wunder, dass Glücksratgeber und Glücksformeln allzeit Konjunktur haben. Der Philosoph Peter Sloterdijk referiert über das Reich der Fortuna und macht einen Versuch über die Ungleichheit.
Die Philosophie hat ein gespaltenes Verhältnis zum Glück. Seit Aristoteles wird vom Glück als höchstem Gut gesprochen, seit Epikur und den Stoikern wird nachgedacht, wie ein glückliches Leben aussehen müsste. Dass aber der Mensch womöglich gar nicht zur Glückseligkeit bestimmt ist, ist ein Verdacht, den nicht nur Kant und Schopenhauer hegten. Je höher die Ansprüche an das Glück, desto größer auch die Enttäuschung, wenn es sich nicht einstellen will. Die Ungerechtigkeit des Lebens, die ungleiche Verteilung von Lebenschancen und Lebenserwartungen wirken als Affront gegen die Glückserwartungen der Moderne.
Glück ist nicht herstellbar, aber die Bedingungen eines guten Lebens. In der Philosophie spielt die Frage, ob und wie man sie formulieren kann, eine zentrale Rolle. Welche Fähigkeiten müssen Menschen erwerben, damit diese Voraussetzungen erfüllt sind? Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem individuellen Glücksstreben und gesellschaftlicher Gerechtigkeit? Gibt es ein Recht auf Glück? Sind Glücksgefühle messbar? Und wie sollen wir mit dem Unglück umgehen?
Service
Konrad Paul Liessmann: Wichtige Publikationen (Auswahl): Die großen Philosophen und ihre Probleme (1998), Philosphie der modernen Kunst (1999), Philosophie des verbotenen Wissens (2000), Günther Anders (2002), Spähtrupp im Niemandsland (2004), Ästhetik der Verführung (2005), Die Insel der Seligen (2005), Theroie der Unbilden (2006), Zukunft kommt (2007), Ästethische Empfidungen (2008), Schönheit (2009), Das Universum der Dinge (2010), Denken und Leben I-IV (ORF-CDs). Erzählen und Denken (ORF-CD gem. mit Michael Köhlmeier, 2011), Bildung ist ein Lebensprojekt (2001)
Reinhard Haller: Wichtige Publikationen (Auswahl): Die Seele des Verberchers (2006), (Un)glück der Sucht (2007), Das Psychiatrische Gutachten (2008), Das ganz normale Böse (2009)
Michael Köhlmeier: Wichtige Publikationen (Auswahl): Die Musterschüler (1989), Der Unfisch (1997), Die Nibelungen neu erzählt (1999), Nachts um eins am Telefon (2005), Der Spielverderber Mozarts (2006), Abendland (2007), Idylle mit ertrinkendem Hund (2008), Trilogie der sexuellen Abhängigkeit (2008), Mitten auf der Straße (2009), Bleib über Nacht. Geh mit mir (2010), Madalyn (2010), Das große Sagenbuch des klassischen Altertums (2010), Erzählen und Denken (ORF-CD, gem. mit Konrad Paul Liessmann, 2011)
Thomas Macho: Wichtige Publikationen (Auswahl): Todesmetaphern (1987/1990), Das zeremonielle Tier (2004), Das Leben ist ungerecht (2010), Vorbilder (2011), Tiere - Menschen - Maschinen (2011)
Sabine Meck: Wichtige Publikationen (Auswahl): Vom guten Leben (2003), Das Räsel Erfolg (gem. mit Johann Landes 2004), Gelassenheit (gem. mit Dieter Voigt, 2005) Von der Gelassenheit (gem. mit Dieter Voigt, 2008)
Karlheinz Ruckriegel: Wichtige Publikationen (Auswahl): Markoökonomik (gem. mit E.Görgens, 2007) Europäische Geldpolitik - Theorie, Empirie, Praxis (gem. mit E. Görgens und F.Seitz, 2008) Glücksforschung (Happiness Research) - Erkenntnisse und Konsequenzen. In: M.L. Fremuth, M.Kulessa, T.Weiler (Hg.), Glückseligkeit des Drachens - die Philosophie des Glücks in Bhutan und anderswo, Band 2 (2010)
Wilhelm Schmid: Wichtige Publikationen (Auswahl): Philosophie der Lebenskunst (1998), Mit sich selbst befreundet sein (2004), Glück. Alles was Sie darüber wissen müssen und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist (2007), Die Liebe neu erfinden (2010)
Norbert Bolz: "Das konsumistische Manifest", 2002 und "Die ungeliebte Freiheit, ein Lagebericht", 2002