Radiokolleg - Management von Ökosystemen
Flüsse, Seen und Bäche reparieren (4). Gestaltung: Natasa Konopitzky
29. September 2011, 09:30
In den 1970er und 80er Jahren konnte man vielen österreichischen Gewässern die Verschmutzung noch ansehen: Trübes Wasser, Ölspuren, Schmutzfahnen und Schaumkronen schwammen die Flüsse hinunter. Mittlerweile sorgen schärfere Umweltauflagen und Kläranlagen dafür, dass industrielle und landwirtschaftliche Abwässer Flüsse weniger belasten. Während die Schadstoffbelastung bis heute ein Thema ist, hat sich mittlerweile auch ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass der ökologische Zustand eines Flusses oder Sees mehr bedeutet als nur die Wasserqualität.
Ein intaktes Ökosystem bietet einen funktionierenden Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Durch Regulierungen entkoppeln sich Flüsse und Ökosysteme zusehends: Aus Flusslandschaften werden Kanäle bzw. Wannen, in denen wichtige Fisch- und Pflanzenarten aussterben. Das gefährdet die Selbstreinigungskraft des Wassers und das Grundwasser und kann zu ungeahnten Spätfolgen führen. Im Nationalpark Donauauen beispielsweise erodiert das Flussbett der Donau pro Jahr um zwei Zentimeter. Die für das Flussbett wichtigen kleinen Steine werden durch Staustufen und Regulierungen aufgehalten. Das könnte nicht nur dazu führen, dass in wenigen Jahrzehnten der Auwald ausgetrocknet ist, sondern auch zu einem sogenannten Sohldurchschlag: Das Flussbett bricht plötzlich auf die darunterliegende Schicht durch und statt der Au entsteht ein Canyon, der bis zu zehn Meter tief und 80 Meter breit ist.
Wissenschafter/innen versuchen in Zusammenarbeit mit Gemeinden und Naturmanagementbüros, die ökologische Situation der heimischen Gewässer zu verbessern. Experten aus Ökologie, Biologie, Botanik, Umweltchemie, Bakteriologie und Landschaftsplanung arbeiten zusammen, um alte Flussverläufe wiederherzustellen, getrennte Flussarme zu verbinden und wichtige Fisch- und Pflanzenarten wieder anzusiedeln.
Wie kann man komplexe Ökosysteme wiederherstellen? Wie lassen sich die Langzeitfolgen einer Maßnahme voraussehen bzw. berechnen? Und wie bringt man die verschiedenen Interessen - von den Anrainern über die Fischerei und die Landwirtschaft bis zum Naturschutz - auf einen Nenner?
Interviewpartner/innen:
Maria Führhacker, Institut für Siedlungswasserbau, Industriewasserwirtschaft und Gewässerschutz, Universität für Bodenkultur Wien
Norbert Kreuzinger, Institut für Wassergüte, Ressourcenmanagement und Abfallwirtschaft, Technische Universität Wien
Service
LIFE-Umweltprojekte in Österreich
Plattform "Flüsse voll erleben"
WWF, Österreichischer Fischereiverband, Österreichisches Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz, Alpenverein Edelweiss, Naturschutzbund Österreich, Naturfreunde Österreich
Übersicht Zustand der österreichischen Gewässer
Wasserinformationssystem Austria
WWF - Beurteilung der geplante Kraftwerkeprojekte
ARCEM - Studie über hormonwirksame Stoffe in Österreichs Gewässern