Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

1. Aufschlussreiche Schatten - Kunst und Kognition
2. Wie wird das häufigste menschliche Protein Kollagen um- und abgebaut
3. Die NASA will erstmals bemannt das Erde-Mond-System verlassen
4. Klimawandel und Artenreichtum im Mittleren Erdaltertum
Redaktion: Franz Tomandl

Die Gemälde alter Meister strotzen mitunter vor physikalischen Fehlern: Schatten verlaufen nicht einheitlich, Reflexionen auf glänzenden Oberflächen passen nicht zur Umgebung und Bildbereiche, die im Schatten liegen müssten, erstrahlen auf wundersame Weise in hellem Glanz. Dem Auge des Betrachters fallen solche Makel meist nicht auf. Und trotz aller Fehler haben Malerinnen und Maler eine einzigartige Fertigkeit entwickelt, Licht und Schatten, Transparenz und andere optische Eigenschaften täuschend echt darzustellen. Der Psychologe und Kognitionswissenschaftler Patrick Cavanagh von den Universitäten Paris und Harvard untersucht, nach welchen Prinzipien Maler dabei vorgehen, um dadurch die Mechanismen der Wahrnehmung zu verstehen. Seine Beobachtungen hat er gestern im Rahmen der Gombrich-Lecture an der Universität Wien präsentiert. Organisiert hat die Veranstaltung die Forschungsplattform Cognitive Science, die heuer zu Jahresbeginn an der Universität Wien gegründet worden ist. Mit Patrick Cavanagh, Universität Paris und Universität Harvard. Autor: Mark Hammer.

Anfang letzten Jahres hatte US-Präsident Barack Obama die Raumfahrtpläne seines Vorgängers begraben. Die eigentlich geplante Rückkehr zum Mond war damit zu den Akten gelegt. Stattdessen möge sich die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA auf den Mars konzentrieren. Auf dem Weg dahin soll sie jedoch einen kleinen Umweg in Kauf nehmen, nämlich erstmals Menschen auf einem Asteroiden landen zu lassen. Auf der Jahrestagung des Amerikanischen Instituts für Aeronautik und Astronautik in Kalifornien wurden in der letzten Woche die technischen und wissenschaftlichen Einzelheiten eines solchen Abstechers auf einem Asteroiden erörtert. Mit David Akin, University of Maryland, College Park, James Crocker, Lockheed Martin Space Systems Company, Denver. Autor: Guido Meyer.

Der Rheische Ozean war vor rund 500 bis 330 Millionen Jahren der bedeutendste Ozean des Paläozoikums. Als er sich zur Zeit des mittleren Erdaltertums zu schließen begann, hatte das nicht nur Auswirkungen auf die sich verschiebenden Landmassen. Auch Veränderungen von Flora und Fauna, sowie wechselnde Klimazyklen begleiteten diesen rund 100 Millionen Jahre dauernden Prozess. Auskunft über die Land- und Meeresökosysteme dieser Zeit bekommen wir heute durch Fossilien, versteinerte Ablagerungen einst lebender Organismen aus der Tier- und Pflanzenwelt. Diese vielschichtigen Dokumente der Vergangenheit sollen auch helfen, eine Frage zu beantworten, der sich ein internationales Wissenschaftler-Team nun in einem gemeinsamen Forschungsprojekt widmet: welche Rolle spielte der Klimawandel bei der Veränderung der organismischen Vielfalt im Mittleren Erdaltertum. Mit Peter Königshof, Forschungsinstitut Senckenberg (Frankfurt); Thomas Suttner, Institut für Erdwissenschaften, Universität Graz; Johnny Waters, Appalachian State University (North-Carolina). Autorin: Sylvia Sammer.

Das Stützprotein Kollagen kommt fast überall im Körper vor und wird beim natürlichen Gewebeumbau und bei der Wundheilung ständig erneuert. Kommt es dabei zu Fehlern, entstehen Vernarbungen oder Verhärtungen. Bisher war kaum bekannt, wie der Kollagen-Umbau geschieht. Nun haben zwei Doktoranden aus der Gruppe des Salzburger Strukturbiologen Hans Brandstetter die molekularen Mechanismen geklärt. Für den Abbau des sehr robusten Kollagens sind hoch spezialisierte Enzyme notwendig, sog. Kollagenasen. Den Salzburger Forschern es nun als ersten gelungen, eine Kollagenase zu kristallisieren, damit seine Struktur zu bestimmen und so auf seine Funktion zu schließen, die dem Motto "Gut gekaut ist halb verdaut" folgt. Die Erkenntnisse eröffnen neue biotechnologische und pharmazeutische Anwendungen. Die Arbeiten sind jetzt im Wissenschaftsjournal "NATURE" erschienen. Mit Hans Brandstetter, Strukturbiologe; Ulrich Eckhard, Doktorand, Molekularbiologe; Esther Schönauer, Doktorandin, Molekularbiologin, Universität Salzburg. Autorin: Maria Mayer.

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