Im Gespräch

"Mehr als die Hälfte der Griechen glaubt, dass nur Halunken reich sein können". Michael Kerbler spricht mit Petros Markaris, Schriftsteller

Im September 2011 beginnt die europäischen Länder eine starke Unruhe zu erfassen, welche Folgen ein "Konkurs" Griechenlands für den Euro und die Stabilität der gesamten Union haben könnte. Zweieinhalb Jahre davor meldeten die Nachrichtenagenturen erste schwere Krawalle. Anarchisten hatten in Athen und Saloniki Brandanschläge auf Banken und Büros von Politikern verübt. Begonnen hatten die Unruhen, als Anfang Dezember 2008 ein Jugendlicher bei einer Polizeirazzia gegen Autonome in Athen erschossen wurde.

Petros Markaris, prominenter Schriftsteller, Drehbuchautor und Übersetzer, übte im Frühjahr 2009 in der Sendung "Im Gespräch" heftige Kritik an den Zuständen in seinem Land, das seit dem Tod dieses 15-Jährigen nicht zur Ruhe kommt. Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat - so der Autor damals - die schwelende Wut gegen Misswirtschaft, Korruption und Selbstbedienungsmentalität weiter wachsen lassen. Markaris, wachsamer Beobachter dieser Entwicklung, hat als Kind einer Griechin und eines Armeniers das österreichische Gymnasium in Istanbul besucht. Nach Wien schickte ihn der Vater, um Volkswirtschaft zu studieren. Das machte Petros Markaris auch, zumindest auf dem Papier. In Wien entdeckte er seine Passion zu schreiben. Seine Theaterstücke und Drehbücher verfasst er in der Sprache seiner Mutter.

Petros Markaris hat Theaterstücke geschrieben, ist Schöpfer einer beliebten griechischen Fernsehserie, Koautor des Filmemachers Theo Angelopoulos und Übersetzer von vielen deutschen Dramatikern. Er übersetzte Dürrenmatt, Brecht und Goethes "Faust" - im Versmaß übrigens - ins Griechische. Markaris ist ein Spätberufener: Erst im Alter von 58 Jahren schrieb er seinen ersten Roman. Einen Kriminalroman und Brunetti genannt. Der Schriftsteller lebt in Athen. Seine Sorge gilt angesichts der aktuellen Entwicklung der Zukunft Griechenlands in einem Europa, dessen Bedeutung im Vergleich zu Asien merkbar schwindet.

Das Gespräch mit Petros Markaris fand im Rahmen der "BUCH WIEN 11" am 10. November im Metro Kino in Wien statt.

Service

Petros Markaris, "Faule Kredite: Ein Fall für Kostas Charitos", Kriminalroman, Diogenes Verlag, Zürich (ISBN-10: 3257067933 oder ISBN-13: 978-3257067934)

Petros Markaris, "Live!: Ein Fall für Kostas Charitos", Kriminalroman, Diogenes Verlag, Zürich (ISBN-10: 3257234740 oder ISBN-13: 978-3257234749)

Misha Glenny, "McMafia: Die grenzenlose Welt des organisierten Verbrechens", übersetzt von Sebastian Vogel, Taschenbuch, Goldmann Verlag (ISBN-10: 3442129931 oder ISBN-13: 978-3442129935)

Petros Markaris, "Wiederholungstäter: Ein Leben zwischen Athen, Wien und Istanbul", Diogenes Verlag (ISBN-10: 3257066392 oder ISBN-13: 978-3257066395)

Petros Markaris, "Quer durch Athen: Eine Reise von Piräus nach Kifisia", Reiseführer, übersetzt von Michaela Prinzinger, Carl Hanser Verlag (ISBN-10: 3446235604 oder ISBN-13: 978-3446235601)

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