Im Gespräch
25 Jahre "Im Gespräch"
"Die Rache der Sprache ist das Gedicht." Peter Huemer spricht mit Ernst Jandl, Schriftsteller (Erstausstrahlung am 21. April 1988)
5. Jänner 2012, 21:00
Für die Sendereihe "Im Gespräch" ist das Jahr 2012 ein besonderes Jahr: Denn vor 25 Jahren wurde diese Sendung "erfunden". Die vernünftigste Art 25 Jahre "Im Gespräch" Revue passieren zu lassen, ist, herausragende Gespräche dem Archiv zu entnehmen und diese noch einmal zu spielen; weil es sich um Tondokumente handelt, die an die Zeit, an Personen und Begebenheiten erinnern, die es verdienen wieder einmal akustisch Raum zu gewinnen.
Das erste dieser Gespräche, das wir im Jänner zu Gehör bringen, ist dem Dichter Ernst Jandl gewidmet, mit dem Peter Huemer am 21. April 1988 zusammentraf. Dieses Gespräch ist mehr als ein Gespräch. Denn immer wieder wird die Konversation unterbrochen, weil Jandl eines seiner Gedichte vorträgt: Auf jene unverwechselbare Art, die dreißig Jahre davor noch auf völliges Unverständnis, ja auf Ablehnung gestoßen war. Denn im Jahr 1958 schrieb das Mitglied der Darmstädter Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Literaturkritiker, Übersetzer, Herausgeber und Cheflektor Walter Boehlich, namens des Suhrkamp Verlages an Ernst Jandl: "Wir erlauben uns, Ihnen Ihre Gedichte wieder zurückzuschicken, da wir uns außer Stande sehen, in diesen puren Wortspielereien irgend einen lyrischen Gehalt zu entdecken. Man kann vieles als Gedicht bezeichnen, diese Stücke aber ganz gewiss nicht."
Und weitere acht Jahre später lehnte Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld die Publikation der Gedichte Jandls mit dem Hinweis ab, Jandl sei "der traurige Fall eines Lyrikers ohne eigene Sprache."
Service
Ernst Jandl, "Laut und Luise", Gedichte, als Taschenbuch bei Reclam
Ernst Jandl, "lechts und rinks: gedichte statements peppermints", Sammlung Luchterhand
Ernst Jandl, "him hanflang war das wort": Sprechgedichte, als Hörbuch im "Der Audio Verlag"
Ernst Jandl, Bernhard Fetz und Hannes Schweiger, "Ernst Jandl Show", Residenz Verlag