Ö1 Kunstsonntag: Tonspuren

Tonspuren

Die Rezensenten. Vom Ende und Unsinn der Literaturkritik. Von Alfred Koch

Im 20. Jahrhundert waren die Literaturkritiker, von Alfred Kerr bis Marcel Reich-Ranicky, die großen Bescheidwisser der Literatur. Ihr Urteil war gefürchtet und trug oft entscheidend zum Erfolg oder Misserfolg eines Buches bei. Der zeitgenössische Literaturkritiker oder die moderne Rezensentin dagegen ist freundlich, einfühlsam, moderiert Podiumsdiskussionen und blickt im Scheinwerferlicht des Fernsehstudios dem Autor oder der Autorin tief in die Augen.

Was es kaum noch gibt, sind Verrisse, die den Literaturkritiker einst zu einer gefürchteten Institution machten. Wir leben längst in einer "fidelen, ambulanten Performancekultur", meint der Kritiker Hubert Winkels, "der potentiell scharfe Verreißer ist zum aktuell höflichen Mitspieler geworden."

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