Hörbilder

Lindengasse. Szenen einer Hausbesetzung. Von Patrick Spanbauer und Florian Höllerl

Wie ein kurzer, greller Blitz hat die Besetzung eines Hauses im 7. Wiener Gemeindebezirk im Oktober und November 2011 eingeschlagen - und hat Bürger, die Wiener Stadtverwaltung, die Behörden und die Gebäudeeigentümer der BUWOG aufgeschreckt. 26 Tage währt die Besetzung - 26 Tage, in denen Autonome, Studenten, Künstler, Männer und Frauen einen Freiraum für alle zu realisieren versuchen; 26 Tage zwischen dem Traum von einer utopischen, "besseren" Welt und der ständigen Angst vor Räumung durch die Polizei und Angriffen durch Rechtsradikale.

Der Zeitpunkt im Herbst 2011 kann für eine Besetzung günstiger nicht sein. Weltweit macht die sich wie ein Pilzmycel ausbreitende Occupy-Bewegung Schlagzeilen, Kritik an Spekulantentum und übermächtigen Finanzmärkten wird laut. Immer mehr Menschen misstrauen dem Kapitalismus. Da liegt die Besetzung eines freistehenden Hauses und die Errichtung einer konsumfreien Zone im 7. Bezirk in Wien durch autonome Gruppierungen nahe. Die Shopping-Hochburg Innere Mariahilferstraße ist nicht weit weg und es handelt sich obendrein um ein Haus, dessen Eigentümerin die Bundeswohngenossenschaft BUWOG ist. Die Vorgeschichte der BUWOG und ihr umstrittener Verkauf unter Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser sind für die Besetzer ausreichende Rechtfertigung um den Raum wieder der Allgemeinheit zuzuführen und eine Insel der Kritik am Kapitalismus und den vorherrschenden Strukturen zu gründen.

Die Stadt Wien schweigt zu der Angelegenheit, die Medien berichten nicht einmal abgeneigt, selbst die Polizei bleibt zunächst auf Distanz. Die BUWOG hingegen will ihr Gebäude wieder haben und wie geplant dort ein neues Wohnhaus bauen. Die Besetzer wollen aber von Eigentumsrechten nichts wissen und sprechen vom Recht auf Lebensraum und Freiraum. Das Phänomen "Hausbesetzung" mit all seinen - mitunter auch für den "Normalbürger" nachvollziehbaren - Forderungen trifft also auf das Faktum "Rechtsstaat". Wer am Ende als Sieger übrig bleibt, muss nicht weiter diskutiert werden. Wir stellen in dieser Sendung aber die Frage: Wer sind diese Hausbesetzer und was wollen sie?

Sendereihe