Tonspuren

Pfingsten ist, wenn Ostern ist. Die Leidenschaften des Kärntner Heimatdichters Bernhard C. Bünker und was andere darüber denken. Feature von Stefan Weber

In einem Gespräch über Sergio Leones Western "The Good, The Bad And The Ugly" sagte Bernhard C. Bünker einmal bei einem oder zwei Gläsern Wein: "Do is ollas drin". Und meinte die ganze Welt.

Er wächst in Radenthein im Bezirk Spittal an der Drau auf. Zuerst ist er evangelischer Religionslehrer, dann Rebell, er nennt sich Heimatdichter, schreibt in seinem ersten Gedichtband 1975 "De ausvakaufte Hamat" gegen die devoten Naturzerstörer an und hat danach einige Feinde im Land. Er schreibt einen brillianten Essay über den Zusammenhang zwischen der Farbe des Kärntneranzugs und der Geisteshaltung seiner Träger und hat danach noch einige mehr. Er geht ins "Wiener Exil" und später zieht er ins Waldviertel. Er gilt als einer der wichtigsten Erneuerer der Dialektliteratur in den siebziger und achtziger Jahren.

Sein Werk unterscheidet sich fundamental von den folkloristischen Traditionalisten und den Sprachjongleuren der "Wiener Gruppe". Rau und feinfühlig, voll Trauer und Wut und Zärtlichkeit, eben heimatlich im archaischen Sinn ist seine Lyrik. Falsch verstandene Heimatliebe treibt ihm grundsätzlich "die Kabel in den Hals".

Weil ein Neonazi ein Konto bei der gleichen Bank hat wie er, droht er dem Direktor, sein eigenes aufzulösen, weil er nicht von einem Institut vertreten werden möchte, das die Finanzen von Faschisten verwalte. Ernest Hemingway ist sein Lieblingsautor und Fischen im Waldviertel die liebste seiner Leidenschaften. Das "Fliegenfischen", die Königsdisziplin beim Angeln, beherrscht er perfekt, die "Fliegen" stellt er alle selbst her, die Tabakdosen seiner Freunde dienen ihm als Köderboxen.

Im Juli 2010 stirbt der streitbare Dichter und Grenzgänger im 62. Lebensjahr an den Folgen von Hepatitis C, die er sich durch eine Bluttransfusion zugezogen hat. Sein Leben ist umrankt von unzähligen, sagenhaften Geschichten, denen im Feature nachgegangen wird. Zu Wort kommen Freunde, Bekannte, Kritiker und sein Bruder, der evangelische Bischof Dr. Michael Bünker, der ihn bis hin zum Tod begleitet hat, dem Bernhard C. Bünker ebenso radikal begegnet ist wie seinem Leben.

Sendereihe

Gestaltung

  • Stefan Weber