Im Gespräch
"Es braucht eine grundsätzliche Änderung der Wertvorstellungen des Einzelnen". Michael Kerbler und Alexandra Föderl-Schmid, "Der Standard", im Gespräch mit Univ. Prof. Marina Fischer-Kowalski, Leiterin des Instituts für Soziale Ökologie/Wien
15. März 2012, 21:00
"(...) Stärker als je zuvor tendiert die Menschheit gegenwärtig zu beschleunigtem Wachstum der Bevölkerung, rascherer Nutzung von Boden, Steigerung von Produktion, Verbrauch und Erzeugung von Schadstoffen. Wir wollten wissen, bis zu welchem Grad diese Haltung mit den Gegebenheiten auf unserem begrenzten Planeten und den grundlegenden Notwendigkeiten unserer menschlichen Gemeinschaft vereinbar ist."
So lautet eine zentrale Passage jenes Berichts, der vor mittlerweile vierzig Jahren zu heftigen Debatten führte - die Studie "Limits to Growth", zu Deutsch "Die Grenzen des Wachstums". Diese Untersuchung gilt als eine der Ur-Studien zur nachhaltigen Entwicklung. Sie entstand auf Initiative des "Club of Rome" und wurde von einem Team aus 17 Wissenschaftlern verfasst, die am "MIT", dem "Massachusetts Institute of Technology" arbeiteten. Die vier Hauptautoren waren Dr. Donella H. Meadows, ihr Mann Dr. Dennis L. Meadows, Dr. Erich K. O. Zahn und Peter Milling.
Diese Studie wurde mit Hilfe eines Computerprogramms erstellt. Anhand verschiedener Szenarien wurden Prognosen für die künftige Weiterentwicklung der Welt entworfen. Unmissverständlich verlangten die Wissenschaftler damals einen radikalen Kurswechsel in Richtung ressourcenschonender Produktion. "Wir sind überzeugt, dass jeder vernünftige Versuch, einen dauerhaften Gleichgewichtszustand durch geplante Maßnahmen herbeizuführen, letztlich nur bei grundsätzlicher Änderung der Wert- und Zielvorstellungen des Einzelnen, der Völker und auf der Weltebene von Erfolg gekrönt sein wird."
Im Gespräch mit Dr. Marina Fischer-Kowalski, Universitätsprofessorin für Soziale Ökologie an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt sowie Gründerin und Leiterin des Institut für Soziale Ökologie in Wien, erörtern Michael Kerbler und Standard-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid die wesentlichen umweltrelevanten Fragen - vierzig Jahre nach "Die Grenzen des Wachstums".
Das Gespräch fand auf Einladung der Universität Salzburg am Montag, dem 5. März, statt.
Service
Dennis Meadows, Donella Meadows, Erich Zahn und Peter Milling, "Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit", als Taschenbuch im Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg (ISBN 3 499 16825 1)
Donella H. Meadows, Dennis L. Meadows und Jørgen Randers, "Die neuen Grenzen des Wachstums. Die Lage der Menschheit: Bedrohung und Zukunftschancen", aus dem Amerikanischen übertragen von Hans-Dieter Heck, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1992 (ISBN 3-421-06626-4)
Claus Leggewie und Harald Welzer, "Das Ende der Welt, wie wir sie kannten. Klima, Zukunft und die Chancen der Demokratie", S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main (ISBN 978-3-10-043311-4)
Klaus Töpfer und Ranga Yogeshwar, "Unsere Zukunft. Ein Gespräch über die Welt nach Fukushima", Verlag C.H. Beck, München (ISBN 978 3 406 62922 8)
Gerhard Berz, "Wie aus dem heiteren Himmel? Naturkatastrophen und Klimawandel. Was uns erwartet und wie wir uns darauf einstellen sollten", Deutscher Taschenbuch Verlag (ISBN 978-3-423-24766-5)
Hans Kronberger, "Geht uns aus der Sonne! Die Zukunft hat begonnen", Uranus Verlagsges.m.b.H., Wien (ISBN 978-3-901626-51-7)