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Holodomor. Über den Hunger des Jahres 1933 und andere Geheimnisse. Eine ukrainische Ausgrabung. Heute gilt der Holodomor als Völkermord an den Ukrainern. Zeitzeugen erinnern sich. Die vom Regime Stalins systematisch organisierte Hungersnot forderte in der Ukraine bis zu vier Millionen Tote. Feature von Franziska Dorau.

"Geheimnisse" lautet der Name eines Spiels, das in der Ukraine von kleinen Mädchen gespielt wird. Sie graben ein Erdloch, füllen es mit bunten Fundstücken, bedecken es mit einer kleinen Glasscheibe und schütten es wieder zu. Am nächsten Tag kommen sie zu dem Versteck zurück und sehen sich den schimmernden, funkelnden Schatz unter der Scheibe an.

Auch ihre Großmütter haben es so gemacht - mit den bunten, christlichen Ikonenbildern, die sie vor der Zerstörung durch die Sowjetmacht bewahren wollten. So beschreibt es die ukrainische Schriftstellerin Oksana Sabuschko.

In der Sowjetukraine durfte vieles nur im Geheimen bewahrt werden. Auch die Erinnerung an dreieinhalb bis vier Millionen Hungertote, die Stalins Kollektivierungspolitik Anfang der 1930er Jahre gefordert hat. Sechs Jahrzehnte lang war es bei Strafe verboten, über den "Holodomor" zu sprechen. Nach der Unabhängigkeit der Ukraine wurde er zum Völkermord an den Ukrainern erklärt.

Auf einer Reise durch die Zentral- und Ostukraine hat die Autorin Überlebende befragt. Die Verunsicherung darüber, wer für den Hunger in Russlands "Kornkammer" verantwortlich war, hält bei vielen Überlebenden bis heute an.

Die Sendung wurde mit einem Stipendium der Robert Bosch Stiftung finanziert und entstand im Rahmen der EBU Master School on Radio Features. Coach: Lisbeth Jessen, Dänemark (Koproduktion ORF/DLR Kultur).

Sendereihe

Gestaltung