Radiokolleg - Die Epoche der Aufklärung
Vom Aufbruch in die Moderne (4). Gestaltung: Nikolaus Halmer
28. Juni 2012, 09:05
Das Hauptanliegen der europäischen Aufklärer im 18. Jahrhundert bestand im Kampf gegen Aberglauben, Intoleranz und ideologische Fundamentalismen. An die Stelle der dumpfen Vorurteile sollte ein sachliches Denken treten, das sich für die Freiheit des Geistes einsetzt. Der deutsche Philosoph Immanuel Kant sprach "vom Ausgang des Menschen aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit" und forderte zum "Selbstdenken" auf. Viele Intellektuelle - wie etwa Voltaire oder Denis Diderot - begnügten sich nicht mit theoretischen Abhandlungen, sondern verstanden sich als engagierter Denker. Mit großem Mut setzten sie sich für die Opfer der staatlichen und religiösen Unterdrückung ein, die für geringfügige Vergehen gefoltert oder sogar mit dem Tode bestraft wurden.
Gegen die totalitären Institutionen der Kirche und des absolutistischen Staates gab es für die Aufklärer nur ein Mittel: die Entfaltung von Toleranz. Die Aufrufe zur Toleranz wurden in ganz Europa erhoben: so etwa von den englischen Philosophen John Locke und David Hume oder von den deutschen Aufklärern Immanuel Kant oder Gotthold Ephraim Lessing. Verbunden damit war der Mut, das Bekenntnis zur Toleranz öffentlich zu vertreten, auch wenn - wie im Falle von Voltaire - dieses Verhalten vom herrschenden Justizapparat mit längeren Gefängnisaufenthalten geahndet wurde. Genau dieser Mut zum Widerstand gegen den ideologischen oder religiösen Fundamentalismus macht die Aufklärung bis heute aktuell.
Service
Literarturtipps:
Peter-André Alt: Aufklärung, Metzler Verlag
Philipp Blom: Böse Philosophen. Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung, Hanser Verlag
Ernst Cassirer: Die Philosophie der Aufklärung, Meiner Verlag
Manfred Geier: Aufklärung. Das europäische Projekt, Rowohlt Verlag
Olympe de Gouges: Der philosophische Prinz, edition Viktoria
Immanuel Kant: Die Kritiken in vier Bänden, Suhrkamp Verlag
Heiner F. Klemme: Immanuel Kant, Campus Verlag
La Mettrie: Die Kunst, Wollust zu empfinden, LSR-Verlag
Günther Mensching: Rousseau zur Einführung, Junius
Annette Meyer: Die Epoche der Aufklärung, Akademie Verlag
Claudia Opitz: Aufklärung der Geschlechter, Revolution der Geschlechterordnung, Waxmann Verlag
Jean-Jacques Rousseau: Vom Gesellschaftsvertrag oder Grundsätze des Staatsrechts, übersetzt von Hans Brockard, Reclam
Jean Starobinski: Das Rettende in der Gefahr, Kunstgriffe der Aufklärung, Fischer Verlag
Gerhard Streminger: David Hume. Der Philosoph und sein Zeitalter. C.H. Beck Verlag
Udo Thiel (Hrsg): John Locke: Essay über den menschlichen Verstand, Akademie Verlag
Voltaire: Candid oder Die Beste der Welten, Reclam Verlag
Christoph Martin Wieland: Geschichte der Abderiten, Reclam Verlag
Michael Zaremba: Christoph Martin Wieland. Aufklärer und Poet. Eine Biografie, Böhlau Verlag