Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

1. Kinderlosigkeit in Europa
2. Werbung: Wir nehmen viel mehr wahr als uns bewusst wird
3. Warum zerfiel Jugoslawien? Eine Neubewertung seiner Geschichte
4. Archäologische Forschung ohne Schaufel

Redaktion: Franz Tomandl

1. Kinderlosigkeit in Europa

Wie können Arbeit und Familie effektiv unter einen Hut gebracht werden? Und kann die Abstimmung von Privat- und Berufsleben einen positiven Einfluss auf die sinkenden Geburtenraten in Europa haben? Melinda Mills beschäftigt sich an der Universität Groningen in den Niederlanden mit soziologischen Fragen des Lebensverlaufs. Partnerschaften, Fertilität und berufliche Laufbahn stehen im Mittelpunkt ihrer Forschungen. Anlässlich der Marie Jahoda Summer School der Universität Wien hat die Soziologin gestern über Familienplanung und wünschenswerte institutionelle Rahmenbedingungen gesprochen. Mit Melinda Mills, Universität von Groningen, NL. Autorin: Marlene Nowotny.

2. Wir nehmen viel mehr wahr als uns bewusst wird.

Beim Sehen gilt das zum Beispiel für sehr kurze visuelle Eindrücke, die schon nach wenigen Millisekunden von anderen Bildern überdeckt werden. Die Kernfrage ist, ob oder wie stark die unbewussten Reize unser Verhalten beeinflussen. Für weltweite Schlagzeilen hat vor 50 Jahren eine Studie gesorgt, wonach ein US-amerikanischer Marktforscher während eines Films, in Absprache mit dem Kinobesitzer, mittels eines zweiten Projektors die Worte " Iss Popcorn" und "Trink Cola" kurz eingeblendet haben soll. So kurz, dass die Besucher die Worte nicht bewusst sehen konnten. Der Absatz von Popcorn und Cola sei danach massiv gestiegen, hieß es, 18 Prozent angeblich bei Popcorn, 57 Prozent bei Cola. Einzelheiten zu dem Experiment hat der Marktforscher James Vicary nie vorgelegt. Die Folge aber waren und sind bis heute Diskussionen über die Wirksamkeit von unterschwelligen Werbebotschaften. Neue Forschungen zeigen, dass unbewusste visuelle Eindrücke uns dann beeinflussen, wenn wir dafür bereits sensibilisiert sind. Mit Ulrich Ansorge, Psychologe, Universität Wien; Autorin: Maria Mayer.

3. Warum zerfiel Jugoslawien? Eine Neubewertung seiner Geschichte

Das Osmanische Reich, Österreich-Ungarn und Jugoslawien waren multiethnische Staaten, die untergegangen sind. Krieg, Vertreibungen, Plünderungen waren die Folgen. "Eine gewöhnliche Geschichte", nennt das - nicht ohne Bedauern - der renommierte deutsche Südosteuropa-Historiker Holm Sundhaussen. Er beschäftigt sich - wie sonst kein anderer Wissenschaftler im deutschsprachigen Raum - seit Jahrzehnten intensiv mit der Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert. Und hat nun knapp 600 Seiten zur Geschichte und Gegenwart des kommunistischen Jugoslawiens und seiner Nachfolgestaaten publiziert. Darin untersucht der Historiker unter anderem die Ursachen von Gewalt und Krieg, zu denen es im Zuge des Staatszerfalls gekommen ist. Rezensentin: Tanja Malle.

Holm Sundhaussen: Jugoslawien und seine Nachfolgestaaten 1943 - 2011. Eine ungewöhnliche Geschichte des Gewöhnlichen, Böhlau Verlag

4. Archäologische Forschung ohne Schaufel
Moderne Prospektionsmethoden eröffnen neue Blicke in die Vergangenheit

Um verborgene Überreste vergangener Zeiten ans Tageslicht zu befördern, müssen Archäologen üblicherweise graben. Diese Grabungen sind natürlich zerstörerische Eingriffe in den Boden, und man läuft dabei auch Gefahr, archäologische Befunde zu beeinträchtigen. Deshalb war man auch immer darum bemüht, andere, nicht invasive, aber sehr aufschlussreiche Untersuchungsmethoden zu finden. Man nennt diese "prospektive Methoden" und mittlerweile gibt es gleich mehrere davon, die in der Archäologie angewendet werden: Von der einfachen Feldbegehung über Luftbilder bis zu geophysikalischen Methoden; und diese werden auch ständig weiterentwickelt, wobei österreichische Wissenschaftler ganz an der Spitze mit dabei sind. Mit Michael Doneus, Archäologe, Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Wien Autorin: Sabrina Adlbrecht.

Sendereihe