Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Heilende Klänge. Musik als Therapie. Gestaltung: Sabrina Adlbrecht

Klänge und Melodien sprechen den ganzen Menschen an, beeinflussen Körper, Seele und Verstand. In Verbindung mit Heilungsritualen hat Musik eine jahrtausendelange Tradition. Der Förderung, Erhaltung oder Wiederherstellung physischer und psychischer Gesundheit dient auch die vergleichsweise junge Disziplin der Musiktherapie. Man unterscheidet dabei zwischen einer rezeptiven und einer produktiven Form, also dem passiven Musikerleben und dem Selbstmusizieren. Musik kann vitalisieren, Bewegung auslösen oder entspannen und beruhigen. Sie eröffnet einen Kommunikationsraum für Menschen, die sich aus verschiedensten Gründen nicht oder nur schwer verbal äußern können. Bewährt hat sich ihr Einsatz bei Kindern und Jugendlichen mit Entwicklungsstörungen, bei Depressionen oder der Rehabilitation nach einem Schlaganfall ebenso wie in der Geriatrie, der Krebs- und Schmerztherapie, um nur einige Beispiele zu nennen.

In den vergangenen Jahren ist ein zunehmendes musiktherapeutisches Interesse des Westens an Heilritualen indigener Kulturen zu beobachten. Deren Integration in unsere Gesundheitssysteme kann durchaus gelingen. Was dabei allerdings ausgeblendet wird, ist, wie Musik im jeweiligen kulturellen Kontext tatsächlich verwendet wird. Schon die Ansichten darüber, was "Musik" zu nennen ist, gehen auseinander und sind ähnlich verschieden definiert wie die Begriffe "Gesundheit", "Krankheit" oder "Therapie". Das wirft neue Fragen auf: Zum Beispiel, inwieweit musiktherapeutisch relevante Wirkungsforschung unterschiedliche und zum Teil widersprüchliche mythologische, spirituelle, neurobiologische u. a. Erklärungen integrieren muss, welche Rolle kulturgebundenes Verstehen von Musik tatsächlich spielt - und ob etwa mit der Musik anderer Kulturkreise neue therapeutische Methoden entwickelt werden könnten.

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