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"Die Katastrophe kann jeden Moment eintreten".
Der Dr. Karl Lueger-Ring ist umbenannt: Lange Zeit wurde über die historische Einordnung des namensgebenden Demagogen und populären Antisemiten gestritten. Ein Feature beleuchtet seine letzten Lebenstage: Das lange Sterben des Wiener Bürgermeisters Dr. Karl Lueger. Von Christina Höfferer und Andreas Kloner

Am 10. März 1910 stirbt der populäre und populistische Wiener Bürgermeister Karl Lueger in seiner Dienstwohnung im Rathaus. Der Verlauf seiner tödlichen Krankheit wird über viele Wochen in den österreichischen Zeitungen bis ins kleinste Detail beschrieben. Nierenfunktion und Nahrungsaufnahme des Bürgermeisters sind Tagesgespräch. "Es ist wohl berechtigt, auch die mühevolle Berichterstattung zu betonen, welche die letzte Krankheit des Bürgermeisters in Anspruch nahm. Es galt, 28 Tage und 20 Nächte im Dienst zu sein", schreibt die "Neue Zeitung" am Tag nach Luegers Tod. Mehr als 40.000 Menschen nahmen am Begräbnis des Bürgermeisters teil.

An der Beurteilung Karl Luegers scheiden sich die Geister. Der Modernisierungsschub der Stadt Wien um 1900 wird dem ausgebildeten Juristen und brillanten Rhetoriker ebenso zugeschrieben wie die fatale Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung. Im Stadtbild von Wien werden die Krankenhäuser von Lainz und Steinhof, die Stadtbahn, die Regulierung des Wienflusses und die zweite Hochquellwasserleitung bis heute mit dem Bürgermeisteramt des "schönen Karl", wie das Stadtoberhaupt wegen seines dandyhaften Auftretens genannt wurde, in Verbindung gebracht.

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