Leporello

1. Buch "A fool´s journey" von Ruth Weiss
2. Neue Trikont-CD: "Der Rausch"

1. Buch "A fool´s journey" von Ruth Weiss

Eine ältere Frau mit hellen, verständigen, etwas müden Augen steht auf der Bühne des Literaturhaus Wien. Ihre Haare trägt sie grün gefärbt und kurz, auch ihre Fingernägel sind grün lackiert. Neben ihr sitzt ein Mann, der auf einem hohlen Baumstamm trommelt. Sie deklamiert ein Gedicht, das ihre Flucht aus Wien, vor 74 Jahren, zum Thema hat. Ruth Weiss ist Jüdin und gebürtige Österreicherin. Mit dem letzten Zug, der Wien verlassen durfte, gelangte sie am 31. Dezember 1938, zusammen mit ihren Eltern, nach Amsterdam und von dort nach New York City. Ihr Entkommen vor dem Holocaust ist Gegenstand vieler jener Gedichte, die letzte Woche in ihrem jüngsten Band "A fool´s journey" in der "edition exil" erschienen sind.

Im amerikanischen Exil entwickelte sich Ruth Weiss in den 50er Jahren zu einer bedeutendsten Vertreterinnen der "beat generation". In San Francisco erfand sie, im Club "The Cellar", das Prinzip der "Poetry and Jazz" Sessions, das von Dichtern wie Jack Kerouac und Neil Cassady übernommen wurde. Dass ihr Anteil an der Entstehung der Jazz Poetry Welle lange Zeit unterschätzt wurde, stört sie nur mäßig. Versöhnlich zeigt sie sich auch, wenn es darum geht, nach Wien - in die Stadt ihrer nur um Haaresbreite geglückten Flucht - zurückzukehren. Die Österreicher zu verurteilen, läge ihr fern, sagt Ruth Weiss. Vielmehr wäre ihr der Machtgedanke an sich suspekt.- Gestaltung: Franziska Dorau



2. Neue Trikont-CD: "Der Rausch"

In Österreich ist in diesen Herbsttagen ein sonderbarer Trend zu beobachten.
Eine gewisse, man ist versucht zu sagen: "Oktoberfestitis". Jedes bedeutendere Dorf, jede mittelgroße Marktgemeinde, von den Landeshauptstädten ganz abgesehen, verspürt offenbar das Bedürfnis, ein sogenanntes Oktoberfest auszurichten. Was bisweilen zu bizarren Szenerien führt, etwa wenn sich bis dahin unauffällige Bürgerinnen und Bürger in Dirndl und Krachlederne zwängen und solcherart verkleidet, die gern an der Peripherie zwischen Industriegebieten oder Gewerbezonen angelegten Festwiesen bevölkern.

Das ebenso originäre wie originelle Münchner Plattenlabel "Trikont" liefert jetzt gleichsam den Soundtrack zu diesem Treiben. "Der Rausch" heißt die aktuelle Publikation, auf der - vielleicht inspiriert vom ebenfalls soeben stattfindenden echten Oktoberfest - die schönsten bayrischen Kulturäußerungen zum Thema versammelt sind.-
Gestaltung: Markus Moser und Andreas Hörmann

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