Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Opulent, verheißungsvoll und trügerisch. Der Glamour-Kult in Russland
Gestaltung: Tanja Malle

Ein neues literarisches Genre überschwemmte ab 2005 den russischen Büchermarkt: Der Glamour-Roman. Seine Vorreiterin war die damals Mittdreißigjährige Oksana Robski, die selbst ein Mitglied der neureichen Elite war bzw. ist. Sie lieferte als erste detaillierte Beschreibungen des Lebensstils des russischen Homo Glamourosus. Dessen Kennzeichen sind: ostentativer Konsum, Gleichgültigkeit gegenüber sozialen Problemen und die Nähe zu einflussreichen Figuren aus der politischen Szene. Doch nicht nur in Büchern, sondern auch auf dem riesigen Zeitschriftenmarkt, in Talk-Shows und TV-Serien, bis hin zu den Sub-Organisationen politischer Parteien wird der Glamour-Kult zelebriert, den sowohl seine Verfechter, als auch seine Kritiker als "neue nationale Ideologie" Russlands bezeichnen. Der Glamour-Kult schürt den trügerischen Traum von sozialer Mobilität und nährt die Illusion, Teil der neureichen Elite des Landes sein zu können, wenn man es schafft, sich mit deren Attributen zu schmücken: von bestimmten Marken-Accessoires über teure Parfums bis hin zum perfekt durchtrainierten Körper. Und er treibt die soziale Spaltung Russlands voran, glauben Kritiker.

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