Radiokolleg - Was soll wachsen?
Wirtschaft am Wendepunkt (2). Gestaltung: Johannes Kaup
2. Jänner 2013, 09:05
Wachstum fasziniert uns. Wir haben gelernt das Wachstum mit Fortschritt und Verbesserung gleichzusetzen. Doch wer die Natur beobachtet, erkennt, dass Wachstum begrenzt ist. Wenn Pflanzen wachsen oder auch Menschen, dann sind sie eines Tages "ausgewachsen".
Für die Wirtschaft scheint das nicht zu gelten. Dort ist Wachstumszwang angesagt: Die Produktion, der Umsatz, die Beschäftigungszahlen, die Produktvielfalt und unser Verbrauch - alles soll wachsen. So wurde das Wirtschaftswachstum zum Ziel unserer Entwicklung und steht im Fokus der Politik. Allerdings ist der Wirtschaftskreislauf kein isoliertes System. Er funktioniert nur durch den Verbrauch von Naturkapital und den Ausstoß von Abfall und Emissionen. Die Belastbarkeit des Ökosystems und der Menschen im System sind jedoch begrenzt. Das Naturkapital ist endlich und die Grenzen sind nicht erweiterbar.
Seit langem und immer mehr wird diese natürliche Wachstumsgrenze überschritten. Derzeit erfolgt Wirtschaftswachstum dadurch, dass die ökologischen Belastungen und sozialen Kosten wirtschaftlichen Handelns räumlich und zeitlich in Natur und Gesellschaft "externalisiert" werden. Dadurch, dass die Kosten für den Erhalt von Naturkapital von den Nutznießern nicht gezahlt werden, werden sie der Gesellschaft überantwortet. Diese Externalisierung wird im Wirtschaftswettbewerb durch höhere Profite belohnt. So bleibt der Mythos eines grenzenlosen Wachstums weiterhin lebendig.
Zahlreiche Initiativen, wie zuletzt die internationale Konferenz "Wachstum im Wandel", widmen sich zunehmend den kritischen Aspekten des Wachstumszwangs und suchen nach Lösungen. Dazu müssen wichtige Fragen beantwortet werden: Ist unendliches Wachstum in einer endlichen Welt überhaupt möglich? Bedeutet Wirtschaftswachstum auch ein besseres Leben? Wie könnte eine zukunftsfähige Wirtschaft gestaltet werden, die unsere Lebensgrundlagen und die unserer Nachkommen erhält und stärkt? Welche Alternativen zur Messung des "guten Lebens" gibt es jenseits einer auf BIP-Kennzahlen fixierten Ökonometrie? Welche ordnungspolitische Rahmenbedingungen und Spielregeln braucht eine Wirtschaft im Wandel, die Wachstum nachhaltig und qualitativ versteht? Und: Welche Macht haben dabei die KonsumentInnen?
Johannes Kaup hat sich auf die Suche nach Antworten begeben und zeigt, welche Wege es zu einer zukunftsfähigen Wirtschaft gibt.
Service
Rita Trattnigg/Thomas Haderlapp, Zukunftsfähigkeit ist eine Frage der Kultur, Oekom Verlag
Fritz Hinterberger/Ines Omann/Harald Hutterer/Elisabeth Freytag (Hrsg.), Welches Wachstum ist nachhaltig? Mandelbaum Verlag
Jorgen Randers, 2052 - der neue Bericht an den Club of Rome, Oekom Verlag
Tomas Sedlacek, Die Ökonomie von Gut und Böse, Verlag Hanser
Hans Holzinger, Neuer Wohlstand, Robert Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen
Tim Jackson, Wohlstand ohne Wachstum, Oekom Verlag
Fred Luks, Endlich im Endlichen. Warum die Rettung der Welt Ironie und Großzügigkeit erfordert, Metropolis Verlag
Peter Senge, Die 5.Disziplin. Kunst und Praxis der lernenden Organisation, Klett Cotta Verlag
Ulrich Brand: Post-Neoliberalismus? Aktuelle Konflikte und gegenhegemoniale Strategien. VSA Verlag
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