Im Gespräch
"Mit Burnout als Diagnose kann ich nichts anfangen"
Günter Kaindlstorfer spricht mit Marianne Springer-Kremser, Psychoanalytikerin
2. Mai 2013, 21:00
Marianne Springer-Kremser, 73, ist die Grande Dame der Psychoanalyse in Österreich. In ihrem neuen Buch "Die Depressionsfalle", das sie zusammen mit ihrem Mann Alfred Springer verfasst hat, geht die renommierte Lehranalytikerin der Frage nach, warum Depressionen heute öfter diagnostiziert werden als jemals zuvor in der Medizingeschichte. Außerdem diskutiert Springer-Kremser mögliche Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der Depression.
Im Gespräch mit Günter Kaindlstorfer geht die Doyenne der österreichischen Psychoanalyse aber auch ganz grundsätzlich auf ihre lange und erfolgreiche Karriere als Psychotherapeutin ein. Die Lehre Freuds, betont Springer-Kremser, sei eine dynamische Wissenschaft, sie habe sich im Lauf der Zeit verändert und werde sich auch weiterhin verändern.
Dass die Psychoanalyse eine "untergehende Wissenschaft" sei, wie der bekannte Hirnforscher Eric Kandel behauptet, dementiert Springer-Kremser. Davon könne keine Rede sein, die Psychoanalyse entwickle sich weiter wie alle anderen Wissenschaften auch. Außerdem erinnert die profilierte Tiefenpsychologin an ihren berühmten Lehrer Hans Strotzka, sie spricht über die Mode-Diagnose "Burn-Out" und gibt Karriere-Tipps für Frauen, die es, auf welchem Gebiet auch immer, in hohe und höchste Führungspositionen schaffen möchten. Einer der wichtigsten Ratschläge, die Springer-Kremser für ihre jungen Geschlechtsgenossinnen parat hat: "Machen Sie nie und niemals, unter keinen Umständen, Kaffee für Ihre Kollegen, und seien die auch noch so nett."