Leporello
Christian Muthspiel: CD "Seaven Teares. Tribute to John Dowland"
10. Mai 2013, 07:52
"Dowland hat für mich insofern eine spezielle Bedeutung, als die Musik der Renaissance in meiner Kindheit etwas ausgelöst hat: Da war aus der Körpermitte ein Zug zu spüren: dorthin, in irgendeine unbeschreibbare Sphäre, an einen fernen Punkt."
Einige hundert Jahre liegt jener ferne Punkt zurück, den der Musiker Christian Muthspiel hier aus der Vergangenheit heraufbeschwört. An der Wende des 16. zum 17. Jahrhundert schuf der britische Renaissancekomponist John Dowland den Instrumentalzyklus "Lachrimae or Seaven Teares", ein Werk das mit seinen wie schwerelos schwebenden melancholischen Klängen jene Sehnsucht auslöste, die für den Posaunisten und Komponisten Muthspiel zur Zugkraft für seine künstlerische Auseinandersetzung geworden ist: Bereits im Elternhaus - sein Vater war Chorleiter, sein Bruder ist der bekannte Gitarrist und Komponist Wolfgang Muthspiel - empfand Christian Muthspiel die Klänge Dowlands als vertraute Sprache - nun unternahm er den Versuch, sie in unsere Zeit zu übersetzen
"Seaven Teares" - sieben Tränen - heißt die CD, auf der Christian Muthspiel John Dowlands Kompositionen über "sieben verschiedene Arten zu weinen" nachempfunden hat. Denn natürlich hat Muthspiel Dowland nicht im wörtlichen Sinn übersetzt, vielmehr hat er versucht, die Poesie des Renaissance-Komponisten zu erfassen und sie mit eigenen Mitteln nachzudichten. Das Ergebnis ist eine musikalische Metamorphose über die Jahrhunderte hinweg.-
Gestaltung: Christa Eder
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