Dimensionen - die Welt der Wissenschaft
1. Mittelalterliche Lepra DNA und die moderne Medizin
2. Falsche Maßnahmen gegen Klimawandel fördern Erderwärmung
3. Die letzten Überlebenden (She'erit Hapleta)
4. Herausforderungen für die UN-Genocid-Konvention
Redaktion: Franz Tomandl
14. Juni 2013, 19:05
1. Die DNA mittelalterlicher Lepra-Opfer unterstützt die medizinische Forschung von heute
Der Lepra-Erreger, das Mykobakterium leprae, verursacht Haut- und Nervenschäden und befällt auch Knochen. Früher bezeichnete man Leprakranke als Aussätzige und isolierte sie aus Angst vor Ansteckung. Heutzutage hört man kaum etwas von der Krankheit. Was nicht heißt, dass sie ausgestorben ist. Zwar ist sie aus Europa schon seit Jahrhunderten verschwunden. Doch in Afrika, Asien und Südamerika gibt es pro Jahr rund 200.000 Neuansteckungen. Einer internationalen Forschergruppe gelang jetzt ein bemerkenswertes Kunststück. Wie in der Fachschrift "Science" diese Woche nachzulesen ist, extrahierte sie aus mittelalterlichen Lepraopfern das Erbgut des Erregers. Das ist nicht nur von historischem Interesse, sondern auch wichtig für die moderne Medizin. Mit Johannes Krause, Universität Tübingen; Helen Donoghue, University College, London. Autorin: Madeleine Amberger
2. Was tun? - Falsche Maßnahmen gegen den Klimawandel können die Erderwärmung beschleunigen
Die Wissenschaftler der Klimafolgenforschung sind sich einig: die Frage ist schaon lange nicht mehr, ob sich das Klima ändert, sondern wie und wie stark. Wissenschaftler auf nationaler und internationaler Ebene beschäftigen sich seit Jahren mit der Frage, wie wir dem Klimawandel begegnen können, ihm Einhalt gebieten und die Welt anpassen können. Eine neue, bessere Infrastruktur zwischen Forschern und Entscheidern muss auf den Weg gebracht werden, um das Wissen der Forscher über den Klimawandel mit den Handlungsmöglichkeiten der Entscheider in Symbiose zu bringen. Dafür müssen sich Klimaforscher mit Politikern und Wirtschaftsvertretern an einen Tisch setzen. Das wirft aber viele Probleme auf. Zusammengefasst: Wie soll man zwischen all den verschiedenen Partikularinteressen den richtigen Weg finden, mit dem Klimawandel umzugehen? Mit Joseph Alcamo, Chefwissenschaftler des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP); Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Autor: Uwe Springfeld.
3. Die letzten Überlebenden (She'erit Hapleta)
Das Schicksal der "letzten Überlebenden" des osteuropäischen Judentums (She'erit Hapleta), ist bis heute in Geschichtswissenschaft und Erinnerungskultur ein Randthema. Die Mehrheit der ca. 250.000 polnischen Juden und Jüdinnen wurde nach dem Hitler-Stalin-Pakt aus den sowjetisch besetzten Teilen Polens ausgewiesen. Sie wurden "zum Leben deportiert". Mindestens drei Viertel dieser Juden, konnten so den Krieg überleben, weil sie in Zwangsarbeitslager nach Sibirien und später, nach der deutschen Invasion 1941, nach Zentralasien deportiert wurden. Atina Grossmann sprach gestern im Rahmen der Simon Wiesenthal Lectures über jüdische Flüchtlinge in der Sowjet Union und im Iran während des Zweiten Weltkriegs. Sie hat die Umstände der Verfolgung und des Überlebens dieser Menschen nachgezeichnet. Mit Atina Grossmann, Historikerin an der Cooper Union, einem privaten College in New York.
4. Aktuelle Herausforderungen für die UN-Genocid-Konvention
Die Konvention gegen Völkermord muss erneuert werden. Das fordert der Historiker Anson Rabinbach von der Princeton Universität in den USA. Der Experte für europäische Geschichte erforscht die Entstehungsgeschichte der "Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes" der Vereinten Nationen, und er meint, dass sie nicht mehr zeitgemäß ist. Genozid geschieht heute ganz anders als noch zur Zeit der Naziherrschaft. Mit Anson Rabinbach, Princeton University. Autorin: Ulrike Schmitzer.