Dimensionen - die Welt der Wissenschaft
Revolutionärer Optimismus. Zum 80. Geburtstag des italienischen Soziologen, Philosophen und Politaktivisten Antonio Negri
Gestaltung: Nikolaus Halmer
1. August 2013, 19:05
Wie kaum ein anderer Intellektueller verkörpert Antonio Negri die personale Einheit von brillantem Theoretiker und engagiertem Revolutionär, der sich für eine gerechte Gesellschaft einsetzt. Es ist speziell der ungehemmte Neoliberalismus mit seiner Gier nach "immer mehr", der Negri empört. Er verhindert nämlich ein gemeinsames Leben der Einzelnen, wie Negri in seinem Buch "Common Wealth" betont hat. Ihm geht es um eine Alternative des Zusammenlebens in einer Gesellschaft, die nicht mehr von Profit, Konkurrenz und Besitzdenken beherrscht wird.
Realisiert werden soll solch ein Zusammenleben in einer Demokratie, die nicht länger von einem herrschenden Apparat von Politfunktionären dirigiert wird, sondern durch die Macht der "Multitude", der Menge, die im Innern des kapitalistischen Molochs lebt. Die "Multitude", das sind die Vielen, die sich nicht mehr dirigieren lassen; sie haben das Potenzial - so die optimistische Hoffnung Negris - eine neue gesellschaftliche Qualität zu produzieren, indem sie miteinander in Beziehung treten und gemeinsam handeln, sich global vernetzen und Wissen produzieren. Dabei erhalten positive Qualitäten wie Freude, Glück und Liebe einen zentralen Stellenwert; sie bestimmen die Praxis des Gemeinsamen, die sich der egomanischen Herrschaft des Besitzindividualismus entzieht.