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Apokalypse Müll. Aus der Einstufung von Abfällen, deren Abholung und Sammlung, Beförderung, Verarbeitung, Verwendung und Beseitigung ist längst ein Milliardengeschäft geworden, das wegen seiner Dimension oft kriminelle Strukturen sichtbar werden lässt. Feature von Peter Angerer

Für ein Unternehmen, das, sagen wir, in 220 Supermärkten die Kundschaft überwältigen möchte, ist der Müll natürlich eine "Low-Interest-Geschichte", um die sich die Müllbeauftragten kümmern.
Idealistische Zeitgenossen, die gerade für das Unternehmen Müllinseln einrichten, behaupten, es sei die Aufgabe der Industrie, Müll zu vermeiden. In diesem Punkt treffen sich Unternehmen und Privathaushalte und unterscheiden sich nur durch das Müllvolumen.
Bewegliche Sachen, deren man sich entledigen will, sind Abfall. Das ist aber nur der subjektive Abfallbegriff. Der objektive Abfallbegriff erklärt auch jene Dinge, für die ein öffentliches Interesse besteht, sie als Abfall zu behandeln, zum Abfall. Im Amtsblatt der Europäischen Union vom 22.11.2008 ist nachzulesen, dass im "gesamten Lebenszyklus von Produkten und Stoffen nicht nur die Abfallphase berücksichtigt" werden soll, "wodurch der wirtschaftliche Wert von Abfall erhöht wird." Das Gesetz liebt also die Wertsteigerung des Abfalls und bestraft sozusagen jene, die sich von ihren beweglichen Dingen nicht trennen, die keinen Müll produzieren und durch die Verweigerung einer Mülltonne auch die damit verbundene Gebühr verweigern wollen. Nach einem Urteil des Verwaltungsgerichtes Koblenz von 2011 müssen aber sogar Privathaushalte, die Müll radikal verweigern, auf ihrem Grundstück eine Mülltonne "dulden, da selbst bei größtmöglichem Bemühen um Abfallvermeidung das Entstehen von Beseitigungsabfällen jedenfalls in geringen Mengen nicht vollständig verhindert werden kann."
Ton: Peter Angerer, Redaktion: Elisabeth Stratka

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Jörg Sambeth: "Zwischenfall in Seveso". Unionsverlag 2004

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