Radiodoktor - das Ö1 Gesundheitsmagazin
1. Netzhauterkrankungen endlich rechtzeitig erkennen - Optische Kohärenztomographie an der Meduni Wien
2. "Die Kunst des Liegens" - ein horizontaler Streifzug durch die Kultur- und Medizingeschichte
Redaktion: Christoph Leprich
23. Oktober 2013, 16:40
1.
Van Goghs Sonnenblumen, Thomas Manns Zauberberg, die untergehende Sonne: Was wir "ins Auge fassen", das sehen und behalten wir. Für gestochen scharfe Bilder ist eine intakte Netzhaut die unbedingte Voraussetzung. Da Netzhauterkrankungen im Alter immer häufiger werden, ist die Zahl der betroffenen Personen im Steigen begriffen. Gefürchtete Ursachen für die Schädigung der Netzhaut sind Diabetes, die sogenannte Makuladegeneration und Bluthochdruck. Diese drei Erkrankungen haben eine Gemeinsamkeit. Sie werden fast immer viel zu spät erkannt und die Schäden an der Netzhaut sind schon weit fortgeschritten.
OCT - optische Kohärenztomographie ist die neue diagnostische Wunderwaffe. Ein laserbasierter Hochleistungsscanner, der Beginn und Verlauf der Netzhautveränderungen in bisher nicht für möglich gehaltener Präzision darstellen kann. Dieser Scanner wurde in Wien entwickelt und macht innerhalb einer Sekunde über 10.000 Lichtschnitte durchs Auge. Obwohl die Netzhaut nur zwischen 0,1 und 0,5 Millimeter dick ist, besteht sie aus 10 Schichten. Die optische Kohärenztomographie ist nicht nur in der Lage die Oberfläche der Netzhaut zu scannen, sondern sie kann sogar die einzelnen 10 Schichten darstellen. Diese werden am Bildschirm oder am Ausdruck in verschiedenen Farben markiert, sodass bereits beginnende kleinste Schäden deutlich sichtbar werden.
Doris Simhofer hat mit der Leiterin der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie Wien, Univ. Prof. Dr. Ursula Schmidt-Erfurth gesprochen.
2.
Sie meinen Liegen sei nur zum Schlafen da? Weit gefehlt: Im Liegen entstanden schließlich die bekanntesten Literaturwerke. Der Schriftsteller Truman Capote bezeichnete sich einst als horizontalen Autor. Nahezu jedes seiner Bücher begann er im Liegen zu schreiben - rauchend und Whiskey trinkend. Und auch Marcel Proust schrieb den größten Teil seines Werkes im Liegen. Aber warum eigentlich? Sind wir im Liegen etwa kreativer und leistungsfähiger?
Tagsüber gilt es in unseren Breiten ja als Faulenzen, wenn man sich auf ein Sofa knallt. Und in der Öffentlichkeit sich eine Mütze Schlaf zu gönnen ist unschicklich.
Viel zu selten geben wir dem Impuls der Müdigkeit nach und schlafen ein paar Minuten im Sitzen, wie es die Japaner beispielsweise tun. Das mag daran liegen, dass wir sogenannte Blockschläfer sind, die acht Stunden am Stück durchschlafen. Neugeborene hingegen und auch manche Erwachsene haben einen typisch polyphasischen Schlafrhythmus. Sie verteilen ihr Ruhebedürfnis auf mindestens drei Schlafphasen täglich.
Übrigens, bis ins 17. Jahrhundert war die meisten Menschen in Europa Mehrphasenschläfer. Denn Kerzen konnten sich nur die Reichen leisten, Öllampen gab es erst in wenigen Großstädten und so begann die Nachtruhe, wenn es dunkel wurde. Nach etwa vier Stunden Schlaf wachte man auf, unterhielt sich, betete, entfachte das Feuer und auch so manche Leidenschaft - ehe man sich wiederum für etwa vier Stunden dem Schlaf hingab.
Der Kulturwissenschaftler und Autor Bernd Brunner beschreibt in seinem Buch "Die Kunst des Liegens", was physisch und psychisch mit uns passiert, wenn wir uns hinlegen. Nadja Kwapil sprach mit dem Autor des Buches und dem Schlafcoach Dr. med. h.c. Günther W. Amann-Jennson.
Service
Weiterführende Informationen zu Beitrag 1: Diagnose von Netzhauterkrankungen
Interviewpartnerin:
Univ.-Prof. Dr. Ursula Margarethe Schmidt-Erfurth
Klinik für Augenheilkunde und Optometrie der Meduni Wien
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien
Tel.: +43 (0)1/40400/7931
Infolinks:
Radiodoktor Infomappe zum Thema Augenerkrankungen
Optische Kohärenztomographie an der Meduni Wien
Österreichische Ophthalmologische Gesellschaft zur Makuladegneration
Buchtipps:
Thomas Dietlein, Günter K. Krieglstein, Peter Wiedemann
Glaukom und Makula 2010
Springer 2012
ISBN-13: 978-3642220531
Frank G. Holz, Daniel Pauleikhoff, R.F. Spaide, A.C. Bird
Altersabhängige Makuladegeneration
Springer 2011
ISBN-13: 978-3642208690
Weiterführende Informationen zu Beitrag 2: Genussvoll Liegen
Interviewpartner:
Bernd Brunner
Kulturwissenschaftler und Buchautor
E-Mail: bbrunner@gmx.net
Homepage: http://www.berndbrunner.com/
Dr. med. h.c. Günther Amann-Jennson,
Schlafpsychologe und Schlafcoach (am Institut für Schlafpsychologie und Schlafcoaching)
Obere Lände 7
A-6820 Frastanz/Vorarlberg
Tel.: +43 (0)5522/ 53 500
Fax: +43 (0)5522/ 53 500-20
E-Mail: amanngw@schlafcoaching.com
Homepage: http://www.schlafcoaching.com/
Infolinks
Die Süddeutsche - "Liegen Lernen" in Anlehnung an das Buch "Die Kunst des Liegens"
Artikel zum Thema Bett und Schlafen:
Steinzeitbett mit Mückenschutz - älteste Schlafstätte entdeckt
"Königliches Bettgeflüster"
20 Minuten AG: "Du solltst nicht durchschlafen!"
Buch-Tipp:
Lydia Marinelli (Autor)
Die Couch: Vom Denken im Liegen. Zur Ausstellung im Sigmund Freud Museum Wien
Broschiert: 239 Seiten
Verlag: Prestel (2006)
Sprache: Deutsch
ISBN-13: 978-3791336886