Gedanken für den Tag

19. April 2014, 06:56

Von der Heiligkeit der Ruhe


Ein gemarterter Mensch liegt, zugrunde gerichtet, im Grab. Ein jüdischer Mann, unter der Herrschaft des Tiberius auf Veranlassung des Prokurators Pontius Pilatus hingerichtet, noch jung an Jahren.

"Wir setzen uns mit Tränen nieder / Und rufen dir im Grabe zu: Ruhe sanfte, sanfte ruh!", so heißt es in Johann Sebastian Bachs "Matthäuspassion".

Das Leben dieses sonderbaren Menschen Jesus aus einer aufsässigen Provinz im Nahen Osten wäre für die Welt, für die Geschichte, für die Kunst beendet und somit bedeutungslos geblieben, der Leichnam bestattet. Wenn, ja, wenn diese völlig unheroische Geschichte nicht schon zweitausend Jahre lang erzählt würde. Diese Geschichte - umspielt von Zärtlichkeit und Feigheit, von Liebe und Verrat, von Reue und Verzweiflung. - So ist sie auch in Bachs "Matthäuspassion" eingegangen, in einer Sprache der Liebe und als ein Lob der Tränen. Uns so an die Hand und zu Herzen gegeben, auf dass wir uns selber ins Geschehen versetzen mögen: wir sind die zärtliche Frau mit dem Salböl, wir die schlafenden Jünger, wir der reuige Petrus, wir die Töchter Jerusalems, so setzen wir uns schließlich "in Tränen nieder" - und warten in der Heiligkeit der Sabbatruhe Gottes auf den Morgen des ersten Wochentages, des achten Tages der Neuschöpfung.

Ich werde deine Ruhe sein, sagt Gott zu Mose, als er ihm den Auftrag gab, sein Volk aus der Zwangsherrschaft zu befreien.

Wer Worten nicht mehr zu glauben vermag, vertraue sich der verheißenen Ruhe Gottes an, vertraue dem "Atem, er ist die Sprache Gottes" (C. Busta), mit der er den ersten Menschen zum Leben gerufen hat und mit der er seinen Sohn wieder ins Leben erweckt hat. "Ich hauche euch meinen Geist ein", ließ er bei Ezechiel sagen, "damit ihr wieder lebt, und ich bringe euch in euer Land zurück."

Service

Buch, Hubert Gaisbauer, "Ein Heiliger kann jeder werden. Lebendig glauben mit Johannes XXIII.", Verlag Tyrolia

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler