Nachtquartier

1. Mai 2014, 00:08

Am ersten Maiwochenende finden in mittlerweile über hundert Städten sogenannte Jane's Walks statt, heuer zum ersten Mal auch in Wien. Ein Jane's Walk dient dazu, die eigene Stadt zu erkunden und mit seinen Stadtmitbewohnern und -mitbewohnerinnen in Kontakt zu kommen. Im Grunde kann jeder, der möchte, einen solchen Spaziergang anbieten und führen, mit welchem Fokus auch immer. In Toronto, der Geburtsstadt des Jane's Walk, werden heuer 120 Spaziergänge angeboten, in denen man zum Beispiel die Kinogeschichte der Stadt abwandern kann, oder aber man beteiligt sich am Walk zur visuellen Kritik, der architektonische Sünden zur Diskussion stellt. In Wien führt etwa der Autor Manfred Chobot durch das Brunnenviertel im 16.Bezirk, das er bereits sein ganzes Leben bewohnt.

Benannt ist der Jane's Walk nach der amerikanischen Stadt- und Architekturkritikerin Jane Jacobs. In ihrem Hauptwerk Tod und Leben großer amerikanischer Städte aus dem Jahr1961 schreibt sie:
"Cities have the capability of providing something for everybody, only because, and only when, they are created by everybody."

Jacobs forderte, eine Stadt müsse von und für die Menschen, die in ihr leben, geplant sein. Die Bewohnerinnen und Bewohner müssen in Entscheidungen über die Stadtplanung involviert sein.
Nachdem Jacobs 2006 starb, veranstalteten eine Gruppe aus ihrem Freundes- und Kollegenkreis erstmals einen Jane's Walk in Toronto, wo sie zuletzt lebte. Sechs Jahre später begeht und diskutiert man Städte auf der ganzen Welt.
Organisator des ersten Wiener Jane's Walk ist Andreas Lindinger. Mit Kristin Gruber spricht er über das Leben in der Stadt, das Gehen in der Stadt und die neuen Perspektiven, die Jane's Walks beleuchten.

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