Gedanken für den Tag

von Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele und frühere Journalistin. "Unerschrocken der Macht mit Macht zu begegnen ..." - Zum 20. Internationalen Tag der Pressefreiheit. Gestaltung: Alexandra Mantler

Ein Triumph für mutigen, furchtlosen Journalismus war die Verleihung des Pulitzerpreises, des wichtigsten Medienpreises der Welt an die Washington Post und den Guardian. Die beiden Zeitungen erhielten für die Aufdeckung des Abhörskandales um den amerikanischen Geheimdienst NSA die Goldmedaille für den als "Dienst an der Öffentlichkeit" gestifteten Hauptpreis. 28 Journalisten hat allein die Washington Post abgestellt, um die weltumspannenden Machenschaften des NSA trotz außerordentlicher Einschüchterungen öffentlich zu machen. Sie hat damit einen beeindruckenden Beweis dafür geliefert, wie wichtig Pressefreiheit als Gegenmacht zur Staatsmacht und anderen sich der Kontrolle entziehen wollenden Machtkartellen ist.

In Mitteleuropa scheitern solche Aufklärungsfeldzüge leider meist am mangelnden Personal. Da rückt bisweilen zwar eine ganze Armada von schamlosen Journalisten und Fotografen aus, um Prominente in ihrem Unglück quotengeil an den Boulevard zu liefern. Sei es vor und im Krankenhaus, in dem Michael Schumacher einem ungewissen Schicksal entgegen dämmert. Sei es auf einer Häfentour, um zu erkunden, wo und wie Uli Hoeneß seine Steuersünden abbüßen soll.

Aber da werden - um ein österreichisches Beispiel zu nennen - weder genügend Geld noch genügend qualifizierte Journalisten in die Aufklärung des Hypo-Debakels investiert. Dieser Skandal flog bereits vor Jahren auf. Hätte damals eine journalistische Taskforce die Mauern des Schweigens niedergerissen, wäre dem Steuerzahler viel erspart geblieben.

Wir brauchen die freie Presse mehr denn je als Aufklärungs- und Aufdeckungsmacht. Aber dazu bedarf es mehr Journalisten mit sachlicher Kompetenz, persönlicher Integrität und einer Portion Mut. Und es braucht Verleger, die nicht Quote vor Qualität reihen, sondern die mit Qualität Quote machen wollen.

Um es mit den Worten des Dichters Matthias Claudius zu sagen: "Es ist nichts groß, was nicht gut ist."

Service

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Erik Satie/1866 - 1925
Titel: Je te veux - Walzer für Klavier
Solist/Solistin: Anne Queffelec /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: Virgin 259404231

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