Salzburger Nachtstudio
"Erzähltes Leben." Biografien als Forschungsgegenstand
Gestaltung: Ulrike Schmitzer
21. Mai 2014, 21:00
Eine Bergbäuerin erzählt, ein Dienstmädchen ebenso. Eine ledige Mutter erinnert sich an andere Umstände. Erzählte Lebensgeschichten eröffnen besondere Blickwinkel auf die Gesellschaft. Die biografische Erzählung ist heute für die Forschung ein wichtiger Anhaltspunkt, wenn andere Quellen fehlen. Sie bietet auch endlich Frauen eine Möglichkeit, ihre Geschichten öffentlich zu machen.
Interesse gibt es genug für ihre Berichte. Seit drei Jahrzehnten werden in der "Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen" an der Universität Wien schriftliche Lebenserinnerungen gesammelt, aufbewahrt und für die Forschung genutzt. Ausgewählte Manuskripte werden in der Reihe "Damit es nicht verlorengeht ..." im Böhlau Verlag veröffentlicht. Ungebrochener Bestseller ist seit Jahren die Lebensgeschichte von Barbara Passrugger, einer Bergbäuerin aus dem Salzburger Pinzgau.
Doch welche Fehlerquellen stecken in den autobiografischen Berichten? Gibt es Erzählmuster, die die Erinnerung überdecken? Was ist, wenn die Erinnerung "falsch" ist? Wie gehen Wissenschafter/innen damit um?
Service
Bettina Völter, Bettina Dausien, Helma Lutz und Gabriele Rosenthal: Biographieforschung im Diskurs, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2005
Dausien, Bettina (2001): Erzähltes Leben - erzähltes Geschlecht? Aspekte der narrativen Konstruktion von Geschlecht im Kontext der Biographieforschung. In: Feministische Studien, 2/2001, 57-73.
Gabriele Rosenthal: Erlebte und erzählte Lebensgeschichte: Gestalt und Struktur biographischer Selbstbeschreibungen, 2005
Sina Kühnel/Hans Markowitsch: Falsche Erinnerungen. Die Sünden des Gedächtnisses. Spektrum Verlag 2013
Missionsräume/Missionary Spaces. Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften. 24/2013/2, Studienverlag