Radiokolleg - #ChangeBrazil

Von sozialen Protesten und Experimenten (3). Gestaltung: Ulla Ebner

Seit vergangenem Juni gehen in Brasilien immer wieder Menschen auf die Straße, um für bessere Bildung, Gesundheitsversorgung und öffentlichen Verkehr zu demonstrieren. Unter dem Schlagwort #ChangeBrazil protestieren sie in sozialen Medien. Sie ärgern sich, dass die Regierung das Geld lieber in Großereignisse, wie Fußball-WM und Olympische Spiele steckt. Präsidentin Dilma Rousseff zeigte stets Verständnis für die Proteste. Ihrer Meinung nach seien diese die Früchte von Wachstum und Demokratisierung in Brasilien.

Tatsächlich kann die brasilianische Regierung beachtliche Fortschritte im Bereich der Armutsbekämpfung vorweisen: Mehr als 30 Millionen Brasilianer/innen stiegen in den vergangenen zwölf Jahren in die Mittelschicht auf. Das Sozialhilfeprogramm "Bolsa Familia" stärkt die gesellschaftliche Position von Frauen und Kindern. Denn das Geld wird an die Mütter bezahlt und ist an den Schulbesuch der Kinder gekoppelt. Auch sonst hat sich Brasilien immer wieder an wirtschaftliche, sozial- und demokratiepolitische Experimente herangewagt: Aus der südbrasilianischen Stadt Porto Alegre etwa stammt die Idee, die Bürger/innen direkt über einen Teil des Gemeindebudgets mitbestimmen zu lassen.

"Eine andere Wirtschaft geschieht" lautet das Motto des brasilianischen Staatssekretariats für Solidarökonomie. Dieses fördert Wirtschaftsprojekte, die nicht auf Konkurrenz, sondern auf Kooperation basieren. Und auch die Drogenkriminalität in den Favelas will die Stadt Rio de Janeiro im Vorfeld der sportlichen Großereignisse auf innovative Weise bekämpfen: Eine neu gegründete Polizeieinheit kümmert sich nicht nur um Kriminalfälle, sondern auch um andere Bedürfnisse der Bevölkerung, etwa Wasser- und Stromversorgung. Das einzige Problem dabei: Nicht alle Experimente funktionieren in der Praxis so gut, wie in der Theorie.

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