Tonspuren

Spurenlesen. Literarische Nachforschungen vor Ort
Eine Tonspuren-Sommerserie
Pfingstsonntag in Kirchstetten. Wie W. H. Auden, einer der bedeutendsten Lyriker des 20. Jahrhunderts, zum Kirchstettner wurde. Von Alfred Koch

Auf Fotos sieht W. H. Auden aus wie der ältere Bruder von Walter Matthau: zerknittertes Gesicht, zerzauste Kleidung, Zigarette im Mundwinkel. Der englische Dichter war 1958 mit seinem Lebensgefährten ins niederösterreichische Kirchstetten gezogen, wo er ein umgebautes Bauernhaus gekauft hatte. Noch heute erinnert man sich dort an den schrulligen Bohemien, der - als Anglikaner - in übergroßen Filzpantoffeln bei der Fronleichnamsprozession mitmarschierte. Während Auden in der englischsprachigen Welt noch immer als einer der bedeutendsten Lyriker des Jahrhunderts gilt, ist er in Österreich längst in Vergessenheit geraten. Und selbst in Kirchstetten, wo Auden begraben liegt, weiß man mit dem mysteriösen Zugereisten heute nicht viel anzufangen. Was wollte Auden in Kirchstetten? War es tatsächlich der österreichische Wein, der ihn ins niederösterreichische Voralpenland lockte?

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