Salzburger Nachtstudio

Der Klang des Islam: Herausforderung für Europa
Gestaltung: Elisabeth J. Nöstlinger

"Die Religion ist wie ein Fluss, der durch viele Länder fließt. Jedes Land gibt diesem Fluss einen anderen Namen und beansprucht diesen womöglich auch noch für sich. Dabei ist der Fluß aber unabhängig von den Ländern und entspringt darüber hinaus einer Quelle." Ähnlich dieser Metapher des Sufi-Meisters Muzaffer Efendi wird im Sufismus oft darauf verwiesen, dass Religion nicht trennen, sondern vereinen soll. Etabliert hat sich der Begriff Sufismus zur Entstehungszeit des Islam. Die diesjährige Ouverture spirituelle - zum Auftakt der Salzburger Festspiele - geht musikalisch zu diesen Wurzeln zurück und die Disputationes im Rahmen der Ouverture spirituelle debattieren die politische Herausforderung des Islam für Europa. Dabei gehört der Isalm zum europäischen Gedächtnis und die sufistische Weltanschauung lässt sich über viele Jahrtausende durch alle Religionen zurückverfolgen. Bis heute ist jedoch ungeklärt, ob sich das Wort vom Arabischen, Griechischen oder Hebräischen ableitet. Verbrieft ist, dass bei den Sufis jedes Ritual aus der Stille heraus wächst. Mit der Anrufung Gottes steigert sich der Gesang mit den allmählich hinzutretenden orientalischen Musikinstrumenten zu einer Musik, die dazu dient, mit dem Göttlichen in Verbindung zu treten. Die Rituale, von denen keines dem anderen gleicht, finden meist an Gedenkstätten verstorbener Sufi-Meister statt. Für sie ist der Tod nicht Anlass zu Trauer, sondern zur Freude, bedeutet er doch die Befreiung der ewig existierenden Seele von dem sie beschwerenden Körper. Ähnliches finden wir in Haydns Schöpfung oder Bruckners Te Deum. Doch der mystische Islam befremdet Europa und im Gedächtnis sind Glaubenskriege und divergierende Wertevorstellungen. Gelingt bei der Ouvertüre spirituelle über die Musik eine Annäherung?

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