Hörbilder

Paar-Geschichten. Eine Hörbilder-Serie im August.
Chile, der Putsch und die Liebe. Rückblicke eines ungewöhnlichen Paares.
Sigrun, "begleitende Ehefrau" eines Entwicklungshelfers und Herbert, katholischer Priester, lernen sich in Chile kennen und lieben. Das Feature erzählt die Geschichte des betagten Paares, dem 1973, nach dem Militärputsch gegen Präsident Allende, auf abenteuerliche Weise die Rückkehr nach Österreich gelang. Von Judith Brandner

Die ersten Monate in Chile seien ein Schock gewesen, erinnert sich der 80-jährige ehemalige katholische Priester Herbert Berger an seine Ankunft in Chile 1968, wo er fünf Jahre als Seelsorger verbringen sollte. Der Wechsel von seiner kleinbürgerlichen Umgebung in Niederösterreich in ein Elendsviertel am Ende der Welt sei nur schwer zu ertragen gewesen. Und auch sein bisheriges Glaubensverständnis geriet ins Wanken. Aus seiner Einsamkeit und Isolation sei er erst befreit worden, als seine österreichischen Freunde Sigrun und Sepp mit ihren Kindern nach Chile kamen. Sigrun war die "begleitende Ehefrau" eines Entwicklungshelfers, sie selbst war bald in den Slums als Sozialarbeiterin und Krankenschwester tätig, immer öfter mit Herbert an der Seite. Die gemeinsame Arbeit verband die beiden, die einander bereits in jungen Jahren im Tanzkurs in Krems kennengelernt hatten. Damals hatte Sigrun Herbert - vermeintlich - nicht erhört; er studierte Theologie und wurde Priester.

Am 11. September 1973 kommt es in Chile zu einem blutigen Militärputsch gegen Präsident Salvador Allende. General Augusto Pinochet übernimmt als Präsident der Militärjunta die Macht im Land. Auf abenteuerliche Weise gelingt Sigrun und ihrer Familie sowie Herbert die Rückkehr nach Österreich. Herbert gibt sein Priesteramt auf, wird Mitarbeiter im Renner-Institut; Sigrun lässt sich scheiden, die beiden heiraten und bleiben gemeinsam entwicklungspolitisch aktiv - als Gründer der Chile- bzw. der Frauensolidarität. Der damalige Bundeskanzler Kreisky hatte Österreich für Flüchtlinge aus Chile geöffnet. Bis heute sind sie weiterhin politisch aktiv. Die Sommer verbringen sie in ihrem Haus in Rossatz in der Wachau. Vor dem Haus weht eine Friedensfahne.

Redaktion: Elisabeth Stratka

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