Nachtquartier

5. September 2014, 00:08

"Ich schlafe nie länger als 2 ½, 3 Stunden." Martin Romkes sitzt um 2 Uhr Nacht im Funkhaus. "Ich kann Ihnen gerne alles erzählen, ich habe bis 5 Uhr Früh Zeit, aber mein Leben ist nicht interessant." Martin Romkes wurde im Februar 1954 als Sohn eines Arztes im holländischen Hilversum geboren. Als 16jähriger zog er in die Schweiz und studierte an der École hôtelière de Lausanne, der ältesten Hotelschule der Welt, eine der international renommiertesten Ausbildungsstätten. 1975 sollte er eine Anstellung bei der damaligen Frachtgesellschaft Royal Caribbean bekommen, mit der Aussicht auf die Kreuzfahrt. Ein Jahr musste Martin Romkes warten, bis sich das Unternehmen das erste Kreuzfahrtschiff kaufen konnte und im Jahr 1976 bestieg er als Kellner sein erstes - ein altes - Kreuzfahrtschiff, die Song of Norway. 33 Jahre lang, bis ins Jahr 2009, arbeitete und lebte Martin Romkes am Meer. Seine Karriere beendete er als Chief Cruise Director am damals größten Kreuzfahrtschiff der Welt. Die Oasis of the Seas wiegt 100.000 Tonnen, ist 60 Meter breit und 360 Meter lang. 6000 Passagieren folgen 3000 Besatzungsmitglieder an Bord. Rund 600.000 Liter Farbe wurde für den Anstrich benötigt und ca 900 Millionen US Dollar hat der Bau des Schiffes gekostet.
"1 Jahr habe ich an Land gelebt. Das war schrecklich", erinnert sich Martin Romkes. 2009 wurde er pensioniert. Nach 33 Jahren am Kreuzfahrtschiff darf man nicht mehr weiterarbeiten, so sieht es das amerikanische Gesetz vor, erklärt Martin Romkes. Ein Umstand der ihn wieder an Land brachte. Martin Romkes müsste nicht arbeiten, finanziell hat er ausgesorgt, er will es aber. Nun arbeitet er als Nachtportier im Wiener Funkhaus.

Im Nachtquartier spricht er mit Kristin Gruber über Rastlosigkeit, das Meer und die Nächte im Funkhaus.
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