Salzburger Nachtstudio

Junge Seelen auf der Couch? Psychoanalytische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Gestaltung: Sabrina Adlbrecht

Als Sigmund Freud sich über die Entwicklung der Sexualität Gedanken machte, begann er sich auch für die Träume von Kindern zu interessieren. Mit ihnen gearbeitet hat er selbst allerdings nie: Seine Erkenntnisse beruhten im Wesentlichen auf Informationen von anderen. Eine besonders wichtige "Quelle" Freuds war der "Kleine Hans", alias Herbert Graf, über den ihm dessen Vater Max, ein regelmäßiger Teilnehmer an Freuds legendärer Mittwochsgesellschaft, berichtete. Der "Kleine Hans", Freuds ausführlich dokumentierter ödipaler Musterfall, war auch die erste - wenn auch indirekten - Kinderanalyse.

Da sich die in der Psychoanalyse mit Erwachsenen übliche Vorgehensweise für Kinder als ungeeignet erwies, bedurfte es weitgehender Modifikationen. Geleistet wurden diese ab den frühen 1920er Jahren von Hermine Hug-Hellmuth, die sich als Erste intensiv mit dem Seelenleben von Kindern beschäftigte und dem kindlichen Spiel dabei besondere Bedeutung beimaß. Nach ihr waren es vor allem Melanie Klein und Sigmund Freuds Tochter Anna, die die Grundlagen einer triebtheoretisch orientierten Kinderanalyse schufen.

Heute hat das Spiel als Ausdruck des Unbewussten in der psychoanalytischen Arbeit mit Kindern einen hohen Stellenwert. Bei frühen Entwicklungsstörungen mit zum Beispiel autoaggressivem oder depressivem Verhalten, werden besondere therapeutische Interventionen notwendig, ebenso bei der Arbeit mit Säuglingen und sehr kleinen Kindern. Spielt hier die Psychoanalyse eine neue Rolle?

Wegen welcher Probleme und Störungen wenden sich Eltern und Kinder heute an Psychoanalytiker/innen? Welche Rolle spielen Mütter und Väter dabei? Wie manifestieren sich tiefgreifende, gesellschaftliche Umbrüche und andere Zeitphänomene - zum Beispiel die Auflösung traditioneller Familien- und Partnerschaftsstrukturen, späte Mutterschaft oder auch verzerrte Körperbilder von Weiblichkeit - im Seelenleben von Kindern? Welche Hilfestellung kann die psychoanalytische Arbeit geben und wie äußert sich deren Erfolg? - Fragen, auf die Sabrina Adlbrecht versucht Antworten zu finden.

Service

Gertraud Diem-Wille: "Die frühen Lebensjahre. Psychoanalytische Entwicklungstheorie nach Freud, Klein und Bion". Verlag Kohlhammer 2007
Gertraud Diem-Wille: "Das Kleinkind und seine Eltern. Perspektiven psychoanalytischer Babybeobachtung". Verlag Kohlhammer 2003
Holger Salge: "Analytische Psychotherapie zwischen 18 und 25. Besonderheiten in der Behandlung von Spätadoleszenten". Springer-Verlag 2013
René A. Spitz: "The first year of life; a psychoanalytic study of normal and deviant development of object relations". International Universities Press 1965 (dt. "Vom Säugling zum Kleinkind: Naturgeschichte d. Mutter-Kind-Beziehungen im 1. Lebensjahr". Klett-Cotta 1967, 2005)
John Bowlby: "Trennung - Psychische Schäden als Folge der Trennung von Mutter und Kind". Fischer Taschenbuch 1986
Österreichische Studiengesellschaft für Kinderpsychoanalyse (Hrsg): Studien zur Kinderpsychoanalyse. Jahrbuch ab 1995 (Band XII) bei Verlag Vandenhoeck & Ruprecht
Gertraud Diem-Wille: Die frühen Lebensjahre. Psychoanalytische Entwicklungstheorie nach Freud, Klein und Bion. Verlag Kohlhammer, Stuttgart 2007 (2. Auflage, 2013)
Gertraud Diem-Wille: Das Kleinkind und seine Eltern. Perspektiven psychoanalytischer Babybeobachtung. Verlag Kohlhammer, Stuttgart 2003 (2. Auflage, 2009)


Institut für Erziehungshilfe
Wiener Psychoanalytische Vereinigung

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