Betrifft: Geschichte

Was ist Arbeit? Mühen und Anstrengungen im Wandel der Zeiten. Mit Andrea Komlosy, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität Wien. Gestaltung: Martin Adel

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, nahm noch in den 1970er Jahren sozialrechtlich abgesicherte Normalarbeitsverhältnisse der Industrienationen zum Gradmesser des jeweiligen Entwicklungsstands. Sogenannten "Dritte-Welt-Staaten" wurden sie als Entwicklungsziel und Standardmodell ins Fenster gestellt. Die Anpassung hat stattgefunden.

Allerdings in der umgekehrten Richtung: Längst sind auch bei uns prekäre Arbeitsverhältnisse, Leiharbeit und Verarmung breiter Schichten ein gravierendes sozialpolitisches Problem. Aber es ist keineswegs so, dass Arbeit (gleich, ob mit Krawatte oder in "Arbeitskluft") immer als "Erwerbsarbeit" definiert wurde.

Von der Antike an - da unterschied man noch in "labor", die händische Arbeit der Unterschichten, und "opus", die ehrenwerte Beschäftigung der Oberschichten - bis zur Durchsetzung der Idee, dass der Erfolg aus der Hände Arbeit der wichtigste Beweis für Gottgefälligkeit sei, sollten weit über 1000 Jahre vergehen. Aber auch davor und danach gab es eine Reihe von Zwischenstufen in der Auffassung, was Arbeit war: Von der Arbeit als Menschheitsstrafe für die "Erbsünde", über die Umwertung der Arbeitsteilung von Mann und Frau, bis hin zur entfremdeten Arbeit, der Trennung von Wohnstatt und Werkstatt, von Schlafplatz und Industrie-Arbeitsplatz.

Und heute, mitten in der Krise und nach der Umstellung von der Industrie- in die Dienstleistungsgesellschaft, stellt sich auch uns wieder die Frage: Was ist Arbeit? Eines ist sicher: Sie geht uns nicht aus! Denn auch Hausarbeit, Erziehung oder Pflege sind Arbeit; zwar meistens keine Erwerbsarbeit, dafür aber oft Überlebensarbeit.

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