Salzburger Nachtstudio
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Der Theoretiker der Dekonstruktion. Zum 10. Todestag des französischen Philosophen Jacques Derrida. Gestaltung: Nikolaus Halmer
8. Oktober 2014, 21:00
Kaum ein anderer Philosoph der Gegenwart hat so unterschiedliche Reaktionen ausgelöst wie Jacques Derrida. Seine Anhänger/innen und Verteidiger/innen sehen ihn beinahe als eine mythische Gestalt, die bestehende Traditionen radikal in Frage stellt und sich dem Feld des Experimentellen öffnet. Kritiker/innen sahen in Derrida hingegen einen "Scharlatan" und einen "Schaumschläger"; sein Werk wurde als "Derridadaismus" abgetan.
Über philosophische Themen hinaus engagierte sich Derrida für eine Demokratisierung der Wissenschaft und setzte sich auch für politisch Verfolgte ein. So erhob er seine Stimme gegen die südafrikanische Politik der Apartheid und wandte sich gegen die Repression der tschechoslowakischen Kommunisten nach der Niederschlagung des Prager Frühlings im Jahr 1968.
In erster Linie war Derrida aber der Theoretiker der "Dekonstruktion", die heute als Synonym für seine philosophische Arbeit steht. Die "Dekonstruktion" darf nicht mit Destruktion oder radikalem Nihilismus verwechselt werden. Dekonstruktion bedeutet, den Aufbau eines philosophischen Diskurses genau zu studieren. Meist hat sich gezeigt, dass in den philosophischen Theorien Hierarchien existieren, die dem Autor oft gar nicht bewusst waren und die gesellschaftliche Verhältnisse widerspiegeln. Derrida beschränkte vorerst seine Strategie der Dekonstruktion auf das Gebiet philosophischer Texte, später erfuhr sie eine Erweiterung auf dem Gebiet der Ethik, der Politik und der Universität.
Service
Publikationen von Jacques Derrida:
"Randgänge der Philosophie", Passagen Verlag
"Dissemination", Passagen Verlag
"Chora", Passagen Verlag
"Psyche. Erfindung des Anderen", Passagen Verlag
"Das Tier, das ich also bin", Passagen Verlag
"Die Augen der Sprache. Abgrund und Vulkan", Passagen Verlag
"Die Stimme und das Phänomen", edition suhrkamp, Band 2440
"Grammatologie", suhrkamp taschenbuch wissenschaft, Band 417
"Die Schrift und die Differenz", suhrkamp taschenbuch wissenschaft, Band 177
"Schurken", suhrkamp taschenbuch wissenschaft, Band 1778
"Marx´ Gespenster", Fischer Verlag
"Die Postkarte von Sokrates bis an Freud und jenseits", 2 Bände, Brinkmann/Bose Verlag
"GLAS", Wilhelm Fink Verlag
Sekundärliteratur:
Geoffrey Bennington /Jacques Derrida: "Jacques Derrida. Ein Portrait", Suhrkamp Verlag
Jacques Derrida/Bernard Stiegler: "Echographien. Fernsehgespräche", Passagen Verlag
Hélène Cixous. "Insister An Jacques Derrida", Passagen Verlag
Alexander Garcia Düttmann: "Derrida und ich. Das Problem der Dekonstruktion", transcript Verlag
Peter Engelmann: "Dekonstruktion Jacques Derridas semiotische Wende der Philosophie", Passagen Verlag
Manfred Frank: "Was ist Neostrukturalismus?", edition suhrkamp, Band 1203
Jochen Hörisch: "Theorie-Apotheke", suhrkamp taschenbuch Band 4152
Susanne Lüdemann: "Jacques Derrida zur Einführung", Junius Verlag
Benoit Peeters: "Jacques Derrida. Eine Biografie", Suhrkamp Verlag
Wolfgang Welsch: "Die transversale Vernunft", Suhrkamp Verlag
Michael Wetzel: "Derrida", Reclam Verlag